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HBS Böckler Impuls

Hochschulräte: Wirtschaftsvertreter dominieren

Ausgabe 02/2008

Die universitären Verwaltungsstrukturen sind im Umbruch. Eine Studie hat erste Erfahrungen mit den vielerorts neu eingeführten Hochschulräten analysiert.

Seit der vierten Novelle des Hochschulrahmengesetzes 1998 können die Länder die Organisationsstrukturen ihrer Hochschulen weitgehend selbst bestimmen. Die meisten Länder haben so genannte Hochschulräte eingeführt, die zumindest zum Teil mit externen Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur besetzt sind. Die Professoren Jörg Bogumil und Rolf G. Heinze von der Universität Bochum haben erstmals untersucht, wie sie sich zusammensetzen, wie sie arbeiten und welche Konsequenzen sich daraus für die Hochschulen ergeben. Die Ergebnisse:

=> Hochschulräte bestehen durchschnittlich aus etwa zehn Personen. Räte, die ausschließlich mit Externen besetzt sind, sind im Schnitt etwas kleiner als solche, in denen auch Beschäftigte der Hochschule sitzen.

=> Das duale Modell mit internen und externen Vertretern ist die häufigere Variante. 61 Prozent der Gremien beherbergen auch Vertreter der Uni oder FH, meist Professoren.

=> Der Frauenanteil liegt mit 22 Prozent recht niedrig.

=> Die Externen rekrutieren sich im Durchschnitt zu jeweils rund einem Drittel aus der Wirtschaft und aus der Wissenschaft. An Fachhochschulen, Technischen Universitäten und Privathochschulen steigt der Anteil der Wirtschaftsrepräsentanten auf knapp die Hälfte. Unter ihnen dominieren Vertreter von Großunternehmen.

=> Die Zahl der Gewerkschaftsvertreter ist gering. Ihr Anteil liegt bei drei Prozent.

Die Vernetzung mit regionalen und überregionalen Unternehmen voranzubringen war der Studie zufolge eines der dominanten Motive für die Auswahl der Hochschulräte. Das trifft besonders auf Fachhochschulen zu. Auch sollte so Expertise zu Hochschul- und Wissenschaftssystem gewonnen werden - in erster Linie für Unis interessant. Die Absicht, sich Management-Kompetenz ins Haus zu holen wurde insgesamt seltener geäußert. Daran sind vor allem Technische Universitäten interessiert.

Drittmittel aus der Privatwirtschaft und die Zusammensetzung des Hochschulrates stehen in keinem eindeutigen Zusammenhang. Die These: Dort, wo viel mit Drittmitteln geforscht wird, mehr Wirtschaftsvertreter in den Hochschulrat kommen oder umgekehrt viele Wirtschaftsvertreter viele Mittel akquirieren, "muss als zu eindimensional zurückgewiesen werden", so die Untersuchung.

Die Forscher haben die Hochschulleitungen auch befragt, welche der in sie gesetzten Erwartungen die Hochschulräte bisher am ehesten erfüllt haben. Die häufigste Antwort: Man habe durch die neuen Gremien externen Sachverstand gewonnen. Jeweils weniger als ein Viertel der Befragten sieht seine Vorstellungen von einer besseren Außenwirkung, effektiveren Kontrollmechanismen oder besserer Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Institutionen bestätigt. Nicht erfüllt hat sich in den meisten Fällen die Hoffnung auf "eine bessere Stellung im Wettbewerb um Sponsoren und Drittmittel".

  • Besonders stark ist die Wirtschaft in den Hochschulräten von Technischen, Privat- und Fachhochschulen vertreten. Zur Grafik

Jörg Bogumil, Rolf G. Heinze u.a.: Hochschulräte als neues Steuerungsinstrument?, Gutachten im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung 2008

zum Projekt Hochschule und Hochschulrat

Studie zum Download (pdf)

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