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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Wie Homosexualität auf das Gehalt wirkt

Ausgabe 05/2015

Schwule verdienen im Schnitt weniger, Lesben mehr als ihre heterosexuellen Geschlechtsgenossen. Darauf deuten empirische Studien hin.

Inwieweit Frauen, Migranten oder Ältere bei der Jobsuche oder beim Gehalt diskriminiert werden, ist recht gut erforscht. Ergebnisse zu den Arbeitsmarktchancen sexueller Minderheiten sind dagegen vergleichsweise dünn gesät. Immerhin habe die Zahl der jährlichen Veröffentlichungen zuletzt deutlich zugenommen, schreibt Marieka Klawitter. Die Ökonomin von der Universität Washington hat untersucht, welche Aussagen der Stand der Forschung über den Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und Einkommen erlaubt. Für ihre Metaanalyse hat sie alle englischsprachigen Artikel zum Thema ausgewertet, die bis April 2012 in referierten Fachzeitschriften erschienen sind. Insgesamt konnte sie 31 einschlägige Studien ausfindig machen, von denen zwei Drittel auf US-amerikanischen Datensätzen basieren.

Fast alle Arbeiten kommen zu dem Ergebnis, dass homosexuelle Männer weniger verdienen als heterosexuelle. Das Ausmaß der Lohnlücke schwankt je nach Studie zwischen 0 und 30 Prozent, im Schnitt sind es 11 Prozent. Dabei werden durchgehend zumindest das Alter, die Bildung, der ethnische Hintergrund und der Wohnort als Kontrollvariable berücksichtigt. Was die Einkommen von homosexuellen Frauen angeht, reichen die Resultate von -25 bis +43 Prozent im Vergleich zu heterosexuellen Frauen. Mehrheitlich finden die Studien einen Lohnvorsprung, der durchschnittlich 9 Prozent ausmacht.

Eine mögliche Erklärung für die Befunde wäre Klawitter zufolge Diskriminierung. Befragungen hätten gezeigt, dass heterosexuelle Männer, die in den Chefetagen der Wirtschaft in der Mehrheit seien, größere Vorbehalte gegenüber Schwulen als gegenüber Lesben hegen. Für Diskriminierung spräche auch die Tatsache, dass die Lohnlücke im stark regulierten öffentlichen Sektor geringer ist. Dass die gemessenen Effekte im Laufe der Zeit kleiner geworden sind, wäre demnach ein Indiz für die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Schwulen. Darüber hinaus könnte die Arbeitsteilung in Partnerschaften eine Rolle spielen: Da Frauen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung im Schnitt weniger verdienen als Männer, könnten sich Lesben im Vergleich zu heterosexuellen Frauen weniger auf das Einkommen ihrer Partner verlassen. Daher seien sie gezwungen, sich beruflich stärker zu verausgaben. Schwule dagegen könnten mit einem vergleichsweise gut verdienenden Partner rechnen. Tatsächlich zeige sich, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei homosexuellen Frauen länger, bei homosexuellen Männern kürzer ist als bei Heterosexuellen.

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