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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Weniger Inflation, weniger Wachstum

Ausgabe 08/2014

Im Euroraum wächst die Gefahr einer Deflation. Damit drohen erhebliche Einbußen beim Wirtschaftswachstum.

Das IMK erwartet für das kommende Jahr eine solide Konjunktur – warnt aber zugleich vor Risiken. Besonders die Entwicklung des Preisniveaus macht den Forschern Sorge: Zurzeit werde sowohl in Deutschland als auch im Euroraum die Preisstabilität nach unten verletzt. Mit 1,2 Prozent lag der Anstieg der deutschen Verbraucherpreise im Februar 2014 deutlich unter der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von 1,9 Prozent. Im Euroraum insgesamt stiegen die Preise nur um 0,7 Prozent, in Griechenland und Zypern sanken sie. Es bestehe die „nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit“, dass die Inflation auf geringem Niveau verharrt oder der Euroraum in eine Deflation abgleitet, warnt das IMK. Denn die aktuell niedrigen Inflationsraten seien nicht Folge eines vorübergehenden Schocks, sondern von unausgelasteten Produktionskapazitäten und hoher Arbeitslosigkeit. Politisch gewollter Druck auf die Löhne in Krisenstaaten schüre zusätzlich deflationäre Tendenzen.

Sollte es tatsächlich zu einem Rückgang des Preisniveaus kommen, wäre das verhängnisvoll: Fallende Preise setzen Anreize, Konsum und Investitionsvorhaben in die Zukunft zu verschieben, schreiben die Ökonomen. Außerdem würde die reale Schuldenlast steigen, was insbesondere in Krisenländern private und staatliche Schuldner überfordern könnte. Wie stark ein Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen zu Buche schlagen würden, haben die Wissenschaftler durchgerechnet. Derzeit liegt das langfristig erwartete Wachstum der Verbraucherpreise im Euroraum laut Europäischer Zentralbank noch bei 1,9 Prozent. Im Szenario des IMK geht es um einen Prozentpunkt auf 0,9 Prozent zurück.

Die Folge: Das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts würde sich im Jahr 2014 von 1,6 auf 1,2 Prozent und im Jahr 2015 von 2,4 auf 1,9 Prozent verlangsamen, weil die höheren Realzinsen Unternehmensinvestitionen verteuern. In den Euroländern insgesamt wäre 2014 nur noch mit 0,5 statt mit 1 Prozent und 2015 mit 0,9 statt mit 1,7 Prozent Wachstum zu rechnen. Die sachte Erholung im Euroraum würde also erheblich gebremst. Dabei sind in der Modellsimulation noch nicht alle negativen Effekte berücksichtigt, so dass der Rückgang der Wirtschaftskraft tatsächlich eher stärker ausfallen dürfte, schreiben die IMK-Forscher. So seien die Folgen der höheren realen Schuldenlast von privaten Haushalten und Unternehmen im verwendeten Modell noch nicht berücksichtigt.

  • Sinkende Inflationserwartungen kosten Wachstum. Zur Grafik

IMK Arbeitskreis Konjunktur: Deutschland im Aufschwung – Risiken bleiben (pdf), IMK Report Nr. 91, April 2014

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