Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Weniger atypische Beschäftigung
Das Normalarbeitsverhältnis ist auf dem Vormarsch, atypische Beschäftigung geht zurück.
Machten Minijobs, Leiharbeit, befristete Beschäftigung oder kurze Teilzeit im Jahr 2007 noch knapp 27 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse aus, waren es 2022 nur noch gut 21 Prozent. Das geht aus einer Auswertung des Arbeitsmarktexperten Bernd Keller und des früheren WSI-Leiters Hartmut Seifert hervor. Neben der besseren Lage am Arbeitsmarkt hat die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns dazu beigetragen, unsichere Jobs zurückzudrängen, so die Forscher.
Minijobs: Der Anteil der ausschließlich geringfügig Beschäftigten ist von 2011 bis 2022 von 8,4 Prozent auf 4,9 Prozent gesunken. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass der Mindestlohn Beschäftigte über die Geringfügigkeitsgrenze gehoben hat. Aus Minijobs sind sozialversicherungspflichtige Stellen oder wenigstens Midijobs geworden. Auch die Pandemie hat für einen deutlichen Rückgang gesorgt.
Leiharbeit: Die Leiharbeitsquote unterliegt starken zyklischen Schwankungen, zeigt aber keinen eindeutigen Trend. 2022 waren 3,1 Prozent der Beschäftigten Leiharbeitende, ein vergleichsweise hoher Wert.
Befristung: Ähnlich wie bei der geringfügigen Beschäftigung erreichte der Anteil der befristeten Jobs um das Jahr 2010 einen Höhepunkt und ist seitdem zurückgegangen. 2022 waren rund 7 Prozent der Arbeitsverhältnisse befristet. Weitaus höher ist die Quote bei den neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen: Von ihnen ist etwa ein Drittel befristet. Vor einigen Jahren waren es allerdings noch 45 Prozent.
Teilzeit: Kurze – und wegen des geringen Verdienstes potenziell problematische – Teilzeitarbeit mit weniger als 20 Wochenstunden hat von Mitte der 1990er-Jahre bis 2013 dramatisch zugenommen. Seither gehen die absolute Zahl sowie ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung jedoch zurück. Der Anteil längerer Teilzeit nimmt hingegen weiter zu.
Berndt Keller, Hartmut Seifert: Atypische Beschäftigung im Abwärtstrend? WSI-Mitteilungen 6/2023, Dezember 2023