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HBS Böckler Impuls

Leiharbeit: Wenige dürfen bleiben

Ausgabe 08/2008

Nur ein kleiner Teil der Leiharbeitnehmer wird auf eine feste Stelle übernommen. In einigen Betrieben verdrängt Leiharbeit reguläre Jobs.

Leiharbeitnehmer haben schlechtere Arbeitsbedingungen als Angehörige der Stammbelegschaft. Oft sind sie geringer bezahlt, haben wenig Planungssicherheit und kaum Möglichkeiten, wirksam ihre Interessen zu vertreten. Einige Ökonomen halten dagegen, dass Beschäftigung auf Zeit Arbeitslosen den Rückweg ins Berufsleben ebne. Markus Promberger, Arbeitsmarktforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), hat sich mit den Argumenten für und gegen Leiharbeit auseinandergesetzt. Sein Fazit: Die Arbeitsmarktwirkungen werden "häufig überschätzt".

Leiharbeit als Sprungbrett? Einer IAB-Untersuchung zufolge finden 30 Prozent der Leiharbeiter hinterher eine feste Stelle. Etwa die Hälfte von ihnen bekommt im Laufe eines Jahres einen regulären Job bei einem Unternehmen, in dem sie zuvor als Leiharbeitnehmer tätig war. Fraglich sei jedoch, ob die vorübergehende Beschäftigung als Leiharbeiter ausschlaggebend für den Erfolg der Stellensuche war - zumindest bei denen, die später in einem anderen Betrieb anheuern. Einzelne Interviews mit Personalchefs legten zwar nahe, dass Leiharbeiter Vorteile gegenüber Arbeitslosen hätten. "Belastbare empirische Analysen" zum "Brückeneffekt der Leiharbeit" lägen jedoch bislang nicht vor, schreibt IAB-Experte Promberger.

Keine Gefahr für reguläre Jobs? "Gesicherte Rückschlüsse auf volkswirtschaftliche Verdrängungseffekte" ließen sich bislang nicht ziehen, konstatiert der Forscher. Allerdings zeigen verschiedene Untersuchungen, dass in Betrieben, die viele Leiharbeitnehmer beschäftigen, seit der letzten Rezession "stabile und große Betriebsbereiche mit Leiharbeit aufgebaut werden, während reguläre Beschäftigung abgebaut wird". Dieses Muster komme besonders häufig in industriellen Großbetrieben vor. Die jüngste WSI-Betriebsrätebefragung kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach wurden in jedem vierten Entleihbetrieb regulär Beschäftigte durch Leiharbeiter ersetzt.

Der Verdienst eines männlichen Leiharbeiters betrug Mitte der 90er-Jahre nur etwas mehr als 60 Prozent des Durchschnittslohns. Vergleiche aktueller Tarifverträge aus Zeitarbeitsbranche und anderen Wirtschaftszweigen legen die Vermutung nahe, dass sich am Lohnabstand zur übrigen Wirtschaft seither nicht viel geändert hat, so Promberger.  

  • Mehr als 700.000 Arbeitnehmer arbeiten bei Zeitarbeitsfirmen. Nach Aussage von Betriebsräten ersetzen sie zum Teil reguläre Beschäftigung. Zur Grafik

Markus Promberger: Leiharbeit: Zwischenbilanz und offene Fragen, in: WSI-Mitteilungen 4/2008

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