Quelle: HBS
Böckler ImpulsKonjunktur: Verhaltene Aussichten
Deutschland erlebt derzeit einen robusten Aufschwung. Doch Anfang 2007 wird dieser auf eine harte Probe gestellt. Höhere Mehrwertsteuer, weitere Sparanstrengungen des Bundes und höhere Zinsen dürften die Wirtschaft wieder langsamer wachsen lassen, prognostiziert das IMK.
Die Vorhersage sei schwierig, schreibt Konjunkturexperte Peter Hohlfeld in seinem Update zur Herbstprognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Schließlich gebe es "bisher keine Erfahrungen mit derart drastischen Erhöhungen der Mehrwertsteuer in Kombination mit anderen fiskalischen Sparmaßnahmen und geldpolitischen Bremsmanövern".
Trotzdem sind die Experten überzeugt, dass sich der politische Gegenwind nachhaltig negativ auswirken wird. Zumal sich das weltwirtschaftliche Umfeld für die deutschen Exporteure 2007 nicht mehr ganz so vorteilhaft darstellen wird wie noch in diesem Jahr.
Deshalb bleibt das IMK dabei: Im kommenden Jahr wird das Wirtschaftswachstum nur noch bei 1,3 Prozent liegen. Dabei werden es in diesem Jahr sogar 2,5 Prozent sein - "das höchste Wachstum seit dem Jahr 2000". Bislang waren die Wirtschaftsforscher von 2,3 Prozent ausgegangen.
2007 verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft hingegen erheblich: Die Europäische Zentralbank hat im Dezember den Leitzins auf nunmehr 3,5 Prozent angehoben. Damit wird es noch teurer, Geld zu leihen. Insgesamt entzieht die Finanzpolitik - in der Hauptsache mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer - dem Wirtschaftswachstum 1,2 Prozent.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte wuchsen 2006 nach mehrjähriger Stagnation erstmals wieder - um fast ein Prozent. Allerdings sind hierfür Sondereffekte verantwortlich: Zum Jahresanfang sorgte die Kälte für eine starke Nachfrage nach Energie, in der zweiten Jahreshälfte zogen die Bürger wegen der für 2007 beschlossenen Mehrwertsteuererhöhung große Anschaffungen vor. Damit dürfte es im kommenden Jahr vorerst zu einer Nachfragepause kommen, so das IMK. Die privaten Konsumausgaben werden sich im Jahresdurchschnitt um 0,3 Prozent verringern.
Auch der Arbeitsmarkt wird sich wegen der schwachen Konjunktur nicht mehr mit der gleichen Dynamik entwickeln wie 2006. Zwar wird die Zahl der Arbeitslosen nochmals um 230.000 Personen abnehmen. Dies ist aber in der Hauptsache ein Nachwirken des kräftigeren Wirtschaftswachstums 2006.
Peter Hohlfeld: Verhaltene Konjunkturaussicht für 2007, IMK Report Nr. 16 Dezember 2006
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