Quelle: HBS
Böckler ImpulsKonjunktur: Unsicherheit bestimmt die Lage
Deutschland droht in nächster Zeit keine Rezession, signalisiert ein neues Frühwarnsystem des IMK. Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt aber hoch.
Bis Ende März zeigt der IMK-Konjunkturindikator überwiegend grün – mit einem Ausreißer nach gelb im Februar. Die beiden Ampelfarben markieren eine eher geringe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die ersten drei Monate des Jahres 2012 Teil einer Phase mit einem massiven wirtschaftlichen Einbruch sein werden. Erst wenn das Frühwarnsystem auf rot springt, gehen die Forscher von einem akuten Rezessions-Risiko von mehr als 70 Prozent aus. Im vergangenen Herbst lagen die Werte kurzzeitig im roten Bereich. „Im Vergleich dazu hat sich die Lage etwas entspannt“, sagt IMK-Expertin Sabine Stephan. „Aber Entwarnung bedeutet das nicht. Der hektische Wechsel zwischen den Farben zeigt uns, wie viel Unsicherheit in der wirtschaftlichen Entwicklung steckt.“
Die Wissenschaftler lassen für ihr Konjunktur-Radar zahlreiche auf die Zukunft gerichtete Daten aus Real- und Finanzwirtschaft sowie Stimmungswerte in ein Wahrscheinlichkeitsmodell einfließen. Dazu zählen unter anderem Auftragseingänge, Produktionswerte, die Zahl der offenen Stellen, Zinsspreads, Börsendaten und der ifo-Geschäftsklimaindex. Ziel ist es, konjunkturelle Wendepunkte, insbesondere Beginn und Ende von Rezessionen, früher zu prognostizieren, als das bislang möglich war. Der Indikator wird monatlich aktualisiert.
Im Test mit Wirtschaftsdaten der vergangenen Jahre hat der Indikator gut abgeschnitten. Den globalen wirtschaftlichen Absturz der Jahre 2008 und 2009 diagnostizierten die damals besten Prognosen, zu der die des IMK zählte, im September 2008. Der neue Indikator hätte schon gut vier Monate früher auf rot geschaltet, zeigen die Testergebnisse. „Das kann entscheidend sein, um rechtzeitig konjunkturstützende Maßnahmen einzuleiten oder die Kurzarbeit zu vereinfachen“, erklärt Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. Um die aktuell unsichere Situation weiter zu entspannen, halten die Forscher überzeugende Signale der Europäischen Zentralbank und der Euro-Staaten für notwendig. „Sie müssen deutlich machen, dass sie keine Staatspleite im Euroraum zulassen werden – und dass sie nicht riskieren werden, die Konjunktur durch einen überzogenen Sparkurs noch weiter zu schwächen“, sagt Horn.
Der Konjunkturindikator wird auf der Website des IMK veröffentlicht.