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HBS Böckler Impuls

Einkommen: Ungleiche Lebensverhältnisse

Ausgabe 08/2019

Im Ruhrgebiet und im Osten sind die Einkommen fast überall niedrig, mehr als doppelt so viel verdienen die Menschen in der Region um München.

Einheitliche Lebensverhältnisse in der gesamten Bundesrepublik zu erreichen – diesen Auftrag erteilt das Grundgesetz der Politik seit fast 70 Jahren. Wie schwer er einzulösen ist, zeigt ein Blick auf die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten: Sie sind im Landkreis Starnberg bei München mit 34 987 Euro pro Person mehr als doppelt so hoch wie in der Stadt Gelsenkirchen mit 16 203 Euro. Neben Teilen des Ruhrgebiets, des Saarlands und Niedersachsens liegt vor allem Ostdeutschland weiterhin zurück: In nur sechs von 77 ostdeutschen Kreisen und kreisfreien Städten überschreitet das Einkommen die Marke von 20 000 Euro pro Kopf, während im Westen 284 von 324 Kreisen und Städten darüber liegen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des WSI.

  • Das reale verfügbare Einkommen pro Kopf ist seit 2000 moderat gestiegen. Zur Grafik

Für ihre Studie haben die WSI-Experten Eric Seils und Helge Baumann die neuesten verfügbaren Einkommensdaten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ausgewertet. Die Regionaldaten für Städte und Gemeinden reichen bis 2016. Als verfügbares Einkommen wird das bezeichnet, was nach Steuern, Sozialabgaben und Sozialtransfers für den Konsum ausgegeben oder gespart werden kann. Im deutschen Durchschnitt, zu dem vorläufige Daten für das Jahr 2018 vorliegen, sind das pro Person 23 295 Euro.

Zwischen 2000 und 2018 sind die Einkommen nach Abzug der Preissteigerung bundesweit um immerhin 12,3 Prozent gewachsen. In Ostdeutschland waren die realen Zuwächse etwas höher als im Westen – bei deutlich niedrigerem Ausgangsniveau. In jeder der 15 größten deutschen Städte fielen die realen Einkommenszuwächse unterdurchschnittlich aus. Da Wohnkosten ebenfalls aus dem verfügbaren Einkommen bezahlt werden, dürften steigende Mieten insbesondere in den Metropolen die finanziellen Möglichkeiten vieler Bewohner zusätzlich beschränken.

Den stärksten Anstieg gab es in Heilbronn, wo das Pro-Kopf-Einkommen seit der Jahrtausendwende real um 43 Prozent gewachsen ist. Mit 32 366 Euro im Jahr liegt die württembergische Stadt bundesweit an zweiter Stelle hinter Starnberg. Allerdings dürfte das auch damit zu tun haben, dass in Heilbronn mit seinen etwa 125 000 Einwohnern mehrere sehr reiche Personen gemeldet sind – darunter der Milliardär Dieter Schwarz, dem der Handelskonzern Lidl gehört. Das Beispiel zeigt: Sehr hohe Einkommen von Einzelpersonen ziehen den Durchschnitt nach oben, in kleineren Städten wirkt sich das stärker aus als in Metropolen. Den insgesamt stärksten Verlust verzeichnete die Stadt Offenbach, wo die realen Pro-Kopf-Einkommen um fast neun Prozent gefallen sind. 

  • Die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen sind im Landkreis Starnberg bei München mehr als doppelt so hoch wie in Gelsenkirchen. Zur Grafik
  • In den Städten im Ruhrgebiet und im Osten sind die Einkommen deutlich niedriger als in süddeutschen Städten. Zur Grafik

Eric Seils, Helge Baumann: Verfügbare Haushaltseinkommen im regionalen Vergleich, Auswertung im WSI-Verteilungsmonitor, April 2019

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