Quelle: HBS
Böckler ImpulsHandelspolitik: Trumps Bumerang-Zölle
Die vom ehemaligen und neuen US-Präsidenten geplanten Zölle würden die deutsche Wirtschaft hart treffen. Die größten Einbußen sind aber in den USA selbst zu erwarten.
Im Wahlkampf hat Donald Trump unter anderem einen Zoll von 60 Prozent auf „alles“ aus China und Zölle von zehn bis 20 Prozent auf alle anderen Importe angekündigt. Dadurch drohen massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne sie. Die USA würden sogar bis zu fünf Prozent der Wirtschaftsleistung einbüßen. Das ergeben Simulationsrechnungen des IMK. Mit kurzfristig umgesetzten Investitionsprogrammen könnten die Bundesrepublik und die EU den negativen Effekt dämpfen, schreiben Sebastian Dullien, Sabine Stephan und Thomas Theobald vom IMK.
Die Forschenden haben die Auswirkungen der zu erwartenden Handelspolitik anhand von Szenarien simuliert. Das Szenario „Trump 1“ beinhaltet kräftige Erhöhungen der Zölle gegenüber China sowie Zollerhöhungen gegenüber dem Rest der Welt, die eher am unteren Rand der Ankündigungen liegen. Im Szenario „Trump 2“ gibt es darüber hinaus kräftigere Zollerhöhungen gegenüber dem Rest der Welt sowie starke handelspolitische Reaktionen Chinas gegenüber den USA.
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Beide Szenarien laufen zunächst einmal auf weniger Wachstum in den USA hinaus, ergeben die Berechnungen. Ein wichtiger Grund: Die Konsumentenpreise steigen, sodass die Kaufkraft der US-Privathaushalte sinkt. Zugleich dürfte die steigende Inflation die US-Notenbank zu einem restriktiveren Kurs veranlassen. Auf Seiten der US-Handelspartner dämpfen schrumpfende Exportnachfrage und fallende Gewinnmargen das Wachstum. Zudem vergrößern sich die BIP-Verluste bei chinesischen Vergeltungsmaßnahmen, die wiederum am stärksten auf die USA direkt wirken würden.
„Bemerkenswert ist, wie hart die US-Ökonomie in diesem Szenario getroffen wird“, betonen die Forschenden. Ende 2025, ein knappes Jahr nach der in der Simulationsrechnung angenommen Einführung der Zölle, läge das US-BIP im „Trump 2“-Szenario um knapp vier Prozent niedriger als im Szenario ohne neue Zölle. Im vierten Quartal 2026 wären es sogar mehr als fünf Prozent und Ende 2028 noch knapp fünf Prozent. Im Szenario „Trump 1“ ohne chinesische Gegenmaßnahmen fiele das US-BIP Ende 2025 um gut zweieinhalb Prozent niedriger aus als ohne Zoll-Eskalation, Ende 2028 um knapp dreieinhalb Prozent. Donald Trump verfolge mit seinen Zöllen das Ziel, die heimische Produktion zu stärken, heißt es in der Analyse. Ein sehr deutlicher Rückgang der US-Importe in den Simulationsergebnissen weise darauf hin, dass es diesen Effekt tatsächlich gibt. Da allerdings die anderen, wachstumshemmenden Effekte für die US-Wirtschaft stärker sind, ergibt sich unter dem Strich das deutliche Minus.
Die deutsche Wirtschaft müsste im Szenario „Trump 2“ in den beiden Jahren nach Einführung der Zölle Wachstumseinbußen in Höhe von mehr als einem Prozent des BIP hinnehmen. Die negativen Auswirkungen für den Euroraum insgesamt haben eine ähnliche Größenordnung. Gegensteuern könnten Deutschland und Europa nach Analyse der Forschenden mit einer expansiveren Finanzpolitik, etwa durch eine schnelle Umsetzung eines kreditfinanzierten öffentlichen Investitionsprogramms. Eine solche fiskalpolitische Stabilisierung hätte das Potenzial, den Zollschock zu einem beträchtlichen Teil abzufedern.
„Angesichts der Wiederwahl Donald Trumps sollten die deutsche und die europäische Politik solche Maßnahmen jetzt zügig in Angriff nehmen“, sagt IMK-Direktor Dullien. „Gerade Deutschland hat ja ohnehin einen enormen Investitionsbedarf, um die öffentliche Infrastruktur auf die Höhe der Zeit zu bringen. Trumps Pläne sind noch ein zusätzlicher Grund, schnell die Voraussetzungen zu schaffen und nicht erst bis zu Neuwahlen zu warten. Dazu gehört es auch, über eine Reform der Schuldenbremse für den notwendigen finanziellen Spielraum zu sorgen.“
Sebastian Dullien, Sabine Stephan, Thomas Theobald: US-Wahlen: Trumps Zollpläne würden auch deutsche Wirtschaft empfindlich treffen, IMK-Kommentar Nr. 12, Oktober 2024