Quelle: HBS
Böckler ImpulsKonjunktur: Trump wirft seinen Schatten
Die amerikanische Handelspolitik sorgt für Verunsicherung. Das Risiko einer Rezession in Deutschland ist deutlich gestiegen.
Die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten einen Abschwung erlebt, hat sich signifikant erhöht. Laut dem aktuellen IMK-Konjunkturindikator beträgt die Rezessionswahrscheinlichkeit für den Zeitraum April bis Juni 32,4 Prozent. Im vergangenen Monat waren es noch 6,8 Prozent. Auf der Ampel-Skala, die das IMK verwendet, wird damit die gelbe Stufe erreicht, die für eine erhöhte Unsicherheit steht.
Rechnerisch beruht der Ausschlag des Konjunkturindikators dem IMK zufolge auf einem merklichen Rückgang der Industrieproduktion sowie auf einer weiteren Verschlechterung von Stimmungsindikatoren. Hinzu kämen Irritationen an den Finanzmärkten, die zu einem Großteil auf den Konfrontationskurs der USA in der Handelspolitik zurückzuführen sind. „Präsident Trumps Flirt mit dem Protektionismus sendet Schockwellen aus, die über die Finanzmärkte auch die deutsche Wirtschaft treffen. Noch bevor klar ist, ob die amerikanischen Strafzölle auch auf europäische Waren ausgedehnt werden, breitet sich starke Verunsicherung aus“, erklärt IMK-Direktor Gustav Horn. Der Anstieg des Rezessionsrisikos wäre sogar noch stärker ausgefallen, wenn Unternehmen nicht weiterhin so günstig an Kredite kämen.
Trotzdem halten es die IMK-Forscher für verfrüht, ihre Prognose für 2018 und 2019 zu revidieren. „Unsere Bedenken wachsen, aber noch gehen wir von einem anhaltenden Aufschwung aus, der im Kern von der Binnenwirtschaft getragen wird“, so Horn. „Sollte sich die Negativtendenz aber in den kommenden Monaten verfestigen, müssten wir die Prognose deutlich nach unten korrigieren.“ Der IMK-Leiter empfiehlt den Europäern, bei Verhandlungen mit den USA mit einer Stimme zu sprechen und sich nicht gegen China oder andere Länder ausspielen zu lassen. Zudem sollten Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) alles vermeiden, was die von den Finanzmärkten ausgehende Unsicherheit noch verstärken könnte. Die EZB müsse also beispielsweise noch vorsichtiger sein, wenn sie eine Zinswende einleitet. Die Bundesregierung sollte eine Politik fahren, die den Trend zu stärkeren Lohnsteigerungen unterstützt, und darüber hinaus die öffentlichen Investitionen ausweiten. Eine stärkere Binnennachfrage hätte zwei positive Wirkungen: „Erstens wird unser Wachstum unempfindlicher gegen Turbulenzen auf den globalen Exportmärkten. Zweitens sinkt tendenziell der weiter sehr hohe Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz. Damit würde Donald Trump der Wind aus den Segeln genommen.“
IMK-Arbeitskreis Konjunktur: Gefahr einer Rezession spürbar gestiegen (pdf), IMK-Konjunkturindikator April 2018