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HBS Böckler Impuls

Hartz IV: Trauriger Rekord

Ausgabe 17/2017

Die Zahl der Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, steigt weiter. Mehr als jeder siebte Minderjährige ist betroffen. Viele sind Flüchtlinge. 

14,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leben in Familien, die Hartz IV beziehen. Damit hat der Anteil der Kinder, die auf Grundsicherung angewiesen sind, seit der Finanzkrise einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt leben heute rund 1,95 Millionen Minderjährige in Familien, die solche Leistungen beziehen – über 110 000 oder 0,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Das zeigt eine Auswertung des WSI auf Basis neuester Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Nach Analyse des WSI-Sozialexperten Eric Seils ist der Anstieg eine Folge der Zuwanderung, vor allem von Flüchtlingen, seit dem Jahr 2012. Zunächst gab es einen Anstieg der Fallzahlen beim Asylbewerberleistungsgesetz, da Flüchtlinge in der Regel in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf Hartz IV haben. Mit Verzögerung kam es dann zu einer starken Zunahme der Zahl ausländischer Kinder im Hartz-IV-System. Diese hat sich seit Dezember 2011 von 291 000 auf 584 000 ziemlich genau verdoppelt. Der sukzessive Übergang in die Grundsicherung stellt für Flüchtlingsfamilien trotz des niedrigen Niveaus eine Leistungsverbesserung dar. Die Zahl der betroffenen Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit – ohne und mit Migrationshintergrund – ist seit Dezember 2011 um über 120 000 gesunken.

Der Anteil der Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, hat vor allem in Westdeutschland zugenommen. Im Osten war nur 2016 ein kleiner Anstieg festzustellen. In den vergangenen Jahren habe dies zu einer gewissen Angleichung zwischen beiden Teilen Deutschlands beigetragen, erklärtSeils. Es gibt aber weiterhin große regionale Unterschiede, vor allem auf der Ebene der Städte und Kreise: Die höchsten Hartz-IV-Quoten unter Minderjährigen weisen Gelsenkirchen mit 41 Prozent, Bremerhaven mit 36,1 Prozent und Halle an der Saale mit 34,3 Prozent auf. Die Kreise mit den niedrigsten Quoten liegen in Bayern: In Pfaffenhofen an der Ilm beträgt der Anteil 2,2 Prozent, in Eichstätt 2,3 Prozent.

Für Seils zeigen die neuen Daten die Notwendigkeit, noch mehr für die soziale Inklusion zu tun. „Unabhängig von Herkunft und Wohnort profitieren alle Kinder von einer kostenlosen Bildungsinfrastruktur und einer fairen Ordnung am Arbeitsmarkt, die es ihren Eltern möglich macht, die Familie aus eigener Kraft zu finanzieren“, so der Forscher. 

Eric Seils,  Helge Baumann und Jutta Höhne: Kinder im SGB II-Bezug. Eine Auswertung aktueller Daten der Bundesagentur für Arbeit. Policy Brief WSI Nr. 15, 10/2017

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