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HBS Böckler Impuls

Löhne: Tarifbindung sichert Weihnachtsgeld

Ausgabe 18/2015

Gut die Hälfte der Beschäftigten erhält Weihnachtsgeld. Doch es gibt erhebliche Unterschiede. In tarifgebundenen Betrieben kommen fast drei Viertel in den Genuss der Sonderzahlung.

Rund 54 Prozent der Beschäftigten in Deutschland erhalten eine Jahressonderzahlung in Form eines Weihnachtsgeldes. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage der Internetseite lohnspiegel.de, die vom WSI-Tarifarchiv betreut wird. Beteiligt haben sich rund 8.800 Beschäftigte. Die Analyse der Befragungsdaten, die zwischen Juli 2014 und September 2015 erhoben wurden, zeigt, dass die Chancen auf Weihnachtsgeld ungleich verteilt sind. Vor allem Tarifbindung wirkt sich aus: Von den Beschäftigten mit Tarifvertrag erhalten 72 Prozent ein Weihnachtsgeld. Ist der Arbeitgeber nicht tarifgebunden, können sich nur 42 Prozent über die Sonderzahlung freuen.

Auch Faktoren wie die Region oder das Geschlecht spielen eine Rolle. In den alten Bundesländern bekommen 56 Prozent, in den neuen nur 40 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld. Frauen profitieren zu 50 Prozent, Männer zu 56 Prozent. Atypische Beschäftigung schmälert die Chancen: Beschäftigte mit unbefristetem Arbeitsvertrag erhalten zu 55 Prozent eine Sonderzahlung, befristet Beschäftigte zu 45 Prozent. Bei den Leiharbeitern sind es 49 Prozent. Von den Gewerkschaftsmitgliedern gehören 66 Prozent zu den Weihnachtsgeldempfängern, von den Nichtmitgliedern nur 51 Prozent.

Grundsätzlich sehen laut der Auswertung die geltenden Tarifverträge in den meisten Branchen ein Weihnachtsgeld vor. Es wird überwiegend als fester Prozentsatz vom Monatseinkommen berechnet. Die entsprechenden tariflichen Vereinbarungen haben sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert. Dort, wo die Tarifabschlüsse höher ausgefallen sind, steigen auch die tariflichen Weihnachtsgelder stärker. Die Spanne reicht von 1,0 Prozent in der Druckindustrie bis zu 5,1 Prozent in der Papier verarbeitenden Industrie. Im Bankgewerbe beträgt der Zuwachs 2,1 Prozent, im Versicherungsgewerbe 2,4 Prozent, in der chemischen Industrie West 2,8 Prozent, in der Metallindustrie 3,4 Prozent und bei der Deutschen Bahn 3,6 Prozent.Ein vergleichsweise hohes Extra erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe sowie in der Süßwaren-, der Chemie-, der Druck- und der westfälischen Textilindustrie mit 95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens. Es folgen unter anderem die Versicherungen mit 80 Prozent, der westdeutsche Einzelhandel mit vorwiegend 62,5 Prozent sowie die Metallindustrie mit überwiegend 55 Prozent. Die westdeutschen Gemeinden zahlen je nach Vergütungsgruppe zwischen 60 und 90 Prozent. Kein Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Ost und im Gebäudereinigerhandwerk.

  • Beim Weihnachtsgeld gibt es große Unterschiede zwischen den Branchen. Zur Grafik

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