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HBS Böckler Impuls

Bildung: Studiengebühren verunsichern Abiturienten

Ausgabe 18/2008

Studieren - oder nicht? Und wo? Die Einführung von Studiengebühren beschränkt jeden zehnten Abiturienten bei seiner Entscheidung.

6.000 bis 18.000 Schulabgänger des Jahres 2006 werden sich wegen der Studiengebühren nicht auf einer Universität oder Fachhochschule einschreiben. Zu diesem Ergebnis kommt die erste empirische Untersuchung zur Wirkung von Studiengebühren in Deutschland. Forscher des Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) haben ein halbes Jahr nach Schulschluss in einer repräsentativen Erhebung 5.240 Abiturienten und Fachabiturienten zu ihren Plänen und zur Rolle von Studiengebühren befragt. Zum Zeitpunkt der Interviews erhoben erst zwei Bundesländer Gebühren, dennoch könnten die Gebühren bis zu 4,4 Prozent der Schulabgänger 2006 von einem Studium abhalten. Bei mehr als jedem zehnten Studienberechtigten beeinflussen die Gebühren die Entscheidung über das Ob und Wo eines Studiums:

=> Mindestens 1,4 Prozent schließen die Aufnahme eines Studiums wegen der Gebühren kategorisch aus;

=> weitere 3 Prozent sind von den Studiengebühren deutlich abgeschreckt, erwägen aber teilweise ein späteres Studium;

=> hinzu kommen 6 Prozent der Studienberechtigten, die ihre Hochschule gezielt danach aussuchen, keine Gebühren zahlen zu müssen.

Soziale Schieflage verstärkt sich. Wie sich die Schulabgänger entscheiden, hängt stark vom Elternhaus ab. Ein Abschreckungseffekt der Gebühren sei vor allem bei Kindern aus hochschulfernen Elternhäusern zu beobachten, erklären die HIS-Forscher. Junge Frauen bilden eine zweite Gruppe, die spürbar eingeschüchtert wird. Finanzielle Einflussgrößen spielen zwar auch bei Akademikerkindern eine Rolle, jedoch eine geringere als bei Arbeiterkindern, erklärt das HIS: "Studienberechtigte, von denen mindestens ein Elternteil ein ­Universitätsstudium abgeschlossen hat, lassen sich von Studiengebühren auch in der Wahl ihrer Hochschule deutlich seltener beeinflussen als Studienberechtigte andere sozialer Herkunftsgruppen." Die Wissenschaftler registrieren eine allgemeine Verunsicherung der Abiturienten und Fachabiturienten. So bereiten die Gebühren auch Schulabgängern Sorgen, die aus Bundesländern ohne Gebühren kommen. Jeder fünfte ostdeutsche Studienberechtigte mit Zweifeln am Studium begründete seine Haltung mit Studiengebühren - oder der Sorge davor, dass sie bald eingeführt werden.

Studiengebühren seien nur einer von mehreren Gründen für die Entscheidung gegen ein Studium, erklären die Autoren. Das zeigt sich an der großen Zustimmung zu Aussagen wie "Ein Studium dauert zu lange" oder "Ich möchte eine praktische Tätigkeit ausführen." 70 Prozent der Studienberechtigten, die kein Studium in Erwägung ziehen, führen jedoch ein finanzielles Motiv für ihre Zurückhaltung an: "Ich möchte bald Geld verdienen". 

  • Arbeiterkinder mit Abitur studieren seltener als Kinder aus Akademikerfamilien. In den vergangenen Jahren ist der Zugang zum Studium für alle schwieriger geworden – und der Abstand je nach Elternhaus größer geworden. Zur Grafik

Christoph Heine, Heiko Quast, Heike Spangenberg: Studiengebühren aus der Sicht von Studienberechtigten. Finanzierung und Auswirkungen auf Studienpläne und -strategien, HIS 2008

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