Quelle: HBS
Böckler ImpulsAuszubildende: Stärkere Tarifbindung und höhere Vergütung nötig
Das WSI-Tarifarchiv zeit die Spannbreite der in Tarifverträgen vereinbarten Ausbildungsvergütungen.
Die Spannbreite der in Tarifverträgen vereinbarten Ausbildungsvergütungen reicht von 325 Euro pro Monat, die Auszubildende im thüringischen Friseurhandwerk im ersten Ausbildungsjahr erhalten, bis zu 1580 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe, mit denen Auszubildende im vierten Ausbildungsjahr vergütet werden. Das zeigt eine Auswertung von 20 ausgewählten Tarifbranchen, die das Tarifarchiv des WSI erstellt hat. „Die großen Unterschiede haben vor allem etwas mit der unterschiedlichen Verhandlungsposition der Gewerkschaften zu tun, da die Ausbildungsvergütungen in der Regel im Rahmen der allgemeinen Lohnverhandlungen vereinbart werden“, sagt Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs.
In mehreren Tarifbranchen liegen die Vergütungen im ersten Ausbildungsjahr oberhalb von 1000 Euro pro Monat: im öffentlichen Dienst, in der chemischen Industrie, der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg und in Sachsen, dem Versicherungsgewerbe, dem Bankgewerbe sowie bei der Deutschen Bahn.
Die höchste Vergütung unter den untersuchten Branchen wird für Pflegeberufe gezahlt, die mittlerweile innerhalb der Tarifverträge des öffentlichen Dienstes über gesonderte Regelungen verfügen. Die Vergütung im ersten Jahr liegt hier bei monatlich 1166 Euro (Bund und Gemeinden) beziehungsweise 1161 Euro (Länder). Allerdings gelten diese Bedingungen verbindlich nur für öffentliche Einrichtungen, die unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst oder den Tarifvertrag der Länder fallen.
Die geringsten Ausbildungsvergütungen werden im Bäckerhandwerk, in der Floristik und im Friseurhandwerk gezahlt. „Nach wie vor gibt es eine Reihe von Branchen mit sehr niedrigen Ausbildungsvergütungen“, erläutert Schulten. „Nach der Corona-Pandemie besteht gerade dort die Gefahr, dass sich über kurz oder lang nicht mehr genügend junge Leute für eine Ausbildung interessieren und sich der Fachkräftemangel immer weiter verschärft. Deshalb ist gerade in den klassischen Niedriglohnbereichen eine Stärkung der Tarifbindung und eine deutliche Aufwertung von Löhnen und Ausbildungsvergütungen nötig.“