Quelle: HBS
Böckler ImpulsBetriebsräte: Stabil dank Mitbestimmung
Betriebsräte senken die Personalfluktuation. Das haben laut einem aktuellen Forschungsüberblick diverse empirische Untersuchungen nachgewiesen.
Eine davon hat der Aachener Ökonom Christian Grund 2016 gemeinsam mit Johannes Martin und Andreas Schmitt veröffentlicht. Arbeitnehmervertretungen wirken sich demnach signifikant negativ sowohl auf Entlassungen als auch auf freiwillige Abgänge aus. Erstere sinken um 36 Prozent, Letztere um 27 Prozent. Facharbeiter und qualifizierte Angestellte profitieren besonders, was den Schutz vor Entlassungen angeht. Dass es in mitbestimmten Betrieben zu weniger Rauswürfen kommt, führen die Forscher auf die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung des Betriebsrats bei Kündigungen zurück. Dass Beschäftigte ihrerseits seltener kündigen, hänge damit zusammen, dass Betriebsräte für attraktivere Arbeitsbedingungen, mehr Fairness, Vertrauen und Kooperation sorgen. Die erhöhte Beschäftigungsstabilität komme dabei nicht nur den Arbeitnehmern, sondern auch den Unternehmen zugute, denen weniger Kosten durch Vakanzen, Personalrekrutierung und den Verlust von Wissen entstehen.
Christian Pfeifer von der Universität Lüneburg kommt in einer 2011 veröffentlichten Studie ebenfalls zu dem Ergebnis, dass betriebliche Mitbestimmung zu mehr Beschäftigungsstabilität beiträgt. Nach seinen Berechnungen fällt der Effekt noch stärker aus, wenn Betriebe tarifgebunden sind. Die Erklärung: Betriebsräte verbessern die Arbeitsbedingungen und vermindern so den Anreiz, den Arbeitgeber zu wechseln.
Die Paderborner Wirtschaftswissenschaftler Bernd Frick und Iris Möller haben 2003 den gleichen Zusammenhang untersucht. Ihrer Analyse zufolge gab es in der ersten Hälfte des Jahres 2000 in Westdeutschland in mitbestimmten Betrieben 9,4 Einstellungen und Entlassungen pro 100 Beschäftigte, in Betrieben ohne Arbeitnehmervertretung waren es 15,7. Der Effekt bleibt auch dann erhalten, wenn man Faktoren wie die Qualifikationsstruktur der Belegschaft oder die Branche herausrechnet – und ist bei tarifgebundenen Firmen stärker ausgeprägt.
Uwe Jirjahn, Stephen C. Smith: Nonunion Employee Representation: Theory and the German Experience with Mandated Works Councils, (pdf) IZA Discussion Paper Nr. 11 066, Oktober 2017
Bernd Frick, Iris Möller: Mandated Works Councils and Firm Performance: Labor Productivity and Personnel Turnover in German Establishments, Schmollers Jahrbuch 3/2003
Christian Grund u.a.: Works councils, quits and dismissals in Germany, German Journal of Human Resource Management 1/2016
Christian Pfeifer: Works councils, union bargaining and quits in German firms, Economic and Industrial Democracy 2/2011