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HBS Böckler Impuls

Alterssicherung: Rente: Jüngere punkten seltener

Ausgabe 08/2011

Jüngere Beschäftigte sammeln zusehends weniger Renten-Entgeltpunkte - und durch die Reformen haben diese auch noch an Wert verloren. Das Niveau der gesetzlichen Alterssicherung wird daher sinken.

Die Rentenversicherung ist auf langjährige Beitragszahlungen angelegt. Nur sie führen zu Ansprüchen, die dem Maßstab des Gesetzgebers für die Rentenberechnung nahe kommen: dem fiktiven Eckrentner, der in 45 Arbeitsjahren 45 Entgeltpunkte anhäuft. "Schon in der Vergangenheit war dieses Niveau vor allem eine theoretische Größe, inzwischen ist es für die meisten Versicherten utopisch geworden", sagt Falko Trischler vom Forschungsinstitut Inifes. In den Rentenanwartschaften spiegeln sich die Arbeitsmarktprobleme wider: Viele Erwerbstätige haben nur noch mit Unterbrechungen einen versicherungspflichtigen Job.

Trischler berechnete mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung, wie sich die Renten-Entgeltpunkte der Jahrgänge 1940 bis 1974 entwickelten - die maßgebliche Größe für die Ermittlung der individuellen Rente. Für fast alle Gruppen stellt er einen Rückgang fest. So hatten zwischen 1940 bis 1944 geborene westdeutsche Männer im Alter von 43 Jahren im Schnitt 23 Punkte gesammelt. 20 Jahre jüngere Männer kamen zu diesem Zeitpunkt bloß auf 18. Bei ostdeutschen Männern sanken die Anwartschaften noch stärker. Nur unter westdeutschen Frauen blieb ein Rückgang aus, weil ihre Erwerbsbeteiligung stieg. Dabei zeigte sich in allen Gruppen: Die Ungleichheit der Rentenauszahlungen wird zunehmen.

Berufseinstieg. Auch die Verlängerung der Ausbildung spielt eine Rolle: Von den 1940 bis 1944 Geborenen war rund ein Drittel bereits vor dem 18. Geburtstag versicherungspflichtig beschäftigt. Bei den Jahrgängen 1970 bis 1974 galt das nur für jeden Zehnten. In der Vergangenheit konnte die längere Ausbildung durch höhere Sozialbeiträge kompensiert werden. Trischler bezweifelt, ob das weiter gelingt.

Arbeitslosigkeit. Die Probleme am Arbeitsmarkt schlagen sich seit den 1980er-Jahren bei den Entgeltpunkten nieder. Zeiten ohne Job summieren sich, jüngere Jahrgänge trifft das härter: Wer zwischen 1940 und 1944 geboren wurde, blickte mit 43 Jahren auf 2 Monate in Arbeitslosigkeit zurück, so die Studie. Die von 1960 bis 1964 Geborenen waren in dem Alter bereits durchschnittlich 19 Monate ohne Job.

Altersübergang. Der Schluss des Arbeitslebens hat "durch die Rentenreformen der vergangenen Jahre eine besondere Bedeutung bekommen", sagt Trischler. Seit Einführung der Abschläge - einer Strafe für vorzeitigen Rentenbeginn - werden oft die Ansprüche derer reduziert, die schon bis dahin wenig Punkte hatten. 17 Prozent der Versicherten sind in den Jahren vor der Rente überwiegend arbeitslos. Nicht einmal einem Drittel der über 25 Jahre versicherungspflichtigen Beschäftigten gelingt ein glatter Übergang in den Ruhestand

Falko Trischler, Ernst Kistler: Wandel im Erwerbsverlauf und Rentenanspruch. Forschungsprojekt "Gute Erwerbsbiographien", Mai 2011. Mehr Infos zum Projekt

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