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Ein kleiner, aber richtiger Schritt Böckler Impuls

Rente: Ein kleiner, aber richtiger Schritt

Ausgabe 16/2024

Die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus wirkt einer Erosion der Alterssicherung entgegen und kommt auch künftigen Generationen von Rentnerinnen und Rentnern zugute.

Die Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus bei 48 Prozent bis 2040 als Teil des Rentenpakets II ist ein richtiger, wenn auch kleiner Schritt hin zu einer zukunftsfähigen Alterssicherung. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des WSI. Davon profitieren nicht nur heutige Rentnerinnen und Rentner, sondern auch junge Beitragszahlende, die später selbst mit höheren Renten rechnen können, so WSI-Renten­experte Florian Blank. Erstmals seit mehr als 20 Jahren solle die gesetzliche Rente wieder umfassend und dauerhaft gestärkt werden. Damit bestehe die Möglichkeit, die Erosion der „wichtigsten Einrichtung der Alterssicherung in Deutschland“ zu stoppen. Die Stabilisierung bei 48 Prozent würde außerdem helfen, die Altersarmut in den kommenden Jahrzehnten etwas zu reduzieren. 

„Der große Irrtum in vielen Debatten um die Alterssicherung während der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte war, dass Altersvorsorge billiger und zukunftsfester wird, wenn man das gesetzliche Umlagesystem schwächt und im Gegenzug die Versicherten privat sparen lässt, mit staatlicher Subventionierung“, sagt Blank. „Mehr und mehr ist aber deutlich geworden, dass die öffentliche Rentenversicherung ein flexibles, effizientes und stabiles Instrument ist, das verschiedenste Lebenslagen absichern kann. Ohne geht es nicht. Das Rentenpaket II trägt dieser Erfahrung mit der Stabilisierung des Leistungsniveaus Rechnung.“ 

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„Wie bei vielen Fragen der Sozialpolitik werden auch bei der Diskussion um die Alterssicherung oft Sachverhalte zugespitzt und Behauptungen aufgestellt, die sich als verkürzt oder falsch erweisen“, erläutert Bettina Kohlrausch, die wissenschaftliche Direktorin des WSI. „Wir wollen mit Analysen zur Sozialpolitik zu einer faktenbasierten Diskussion beitragen.“ Einige Eckpunkte der aktuellen WSI-Expertise: 

  • Die Alterssicherung ist durch die zurückliegenden Absenkungen des gesetzlichen Rentenniveaus nicht billiger geworden, dafür aber weniger transparent. Das öffentliche System der Rentenversicherung wurde tendenziell verkleinert, freiwillige private Absicherung, etwa durch die Riester-Rente, sollte die entstehende Lücke schließen – mit erheblichen Kosten: Beschäftigte, die wie von der Politik vorgesehen privat vorsorgen, müssen dafür vier Prozent ihres Bruttoeinkommens aufwenden – was insbesondere Menschen mit geringen Einkommen oft nicht tun können, trotz teurer staatlicher Subventionierung.
  • Die These „Beitragszahlungen lohnen sich nicht, da Beitragszahlende ohnehin nur Grundsicherung bekommen werden“, ist falsch. Zwar ist die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter in den vergangenen Jahren auf knapp vier Prozent gestiegen. Das hat aber verschiedene Gründe, vor allem ist das System durch die Einführung der Grundrente und damit verbunden eines neuen Freibetrags „großzügiger“ geworden und hilft mehr Menschen mit sehr niedriger Rente als zuvor bei der Finanzierung ihres Alltags. 
  • Die Stabilisierung des Rentenniveaus durch das Rentenpaket II verbessert zudem auch für Beschäftigte im unteren Einkommensbereich oder mit Lücken in der Erwerbsbiografie die Aussicht auf eine Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus. Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kommen in Simulationsrechnungen zu dem Ergebnis, dass die Festschreibung bei 48 Prozent im Zeitraum bis 2040 zu einer sinkenden Armutsquote unter Älteren führen wird. 
  • Zwar wird der Beitragssatz der gesetzlichen Rente durch den demografischen Wandel in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen. Allerdings geschieht das von einem sehr niedrigen Niveau aus. Mit aktuell 18,6 Prozent ist der Beitragssatz heute um 1,3 Prozentpunkte niedriger als Mitte der 2000er-Jahre. 
  • Die Zahlungen aus dem Bundeshaushalt an die Rentenversicherung steigen zwar in absoluten Zahlen. Werden sie aber in Relation zu den Ausgaben der Rentenversicherung oder zum Bundeshaushalt gesetzt, zeigt sich Stabilität.
  • Der „Altenquotient“, der das zahlenmäßige Verhältnis der Personen im Rentenalter zu den Personen im erwerbsfähigen Alter abbildet, wird in den kommenden Jahrzehnten steigen. Allerdings wird der Anstieg geringer ausfallen als etwa zwischen 1990 und 2010. Schaut man auf das aussagekräftigere Verhältnis zwischen Beitragszahlenden und Rentenbeziehenden, ist die prognostizierte Entwicklung noch weniger dramatisch. Zudem, so Blank, gebe es erhebliche Potenziale, die Relation weiter zu verbessern, etwa durch höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren sowie Migrantinnen und Migranten.
     

Florian Blank: Rentenpolitik und das Rentenpaket II – Fakten und Argumente. WSI Policy Brief Nr. 84, September 2024 

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