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HBS Böckler Impuls

Hartz IV: Paare - gemeinsam arm dran

Ausgabe 01/2005

Hartz IV verschärft für Paare die gegenseitige Unterhaltspflicht - auch für die unverheirateten. Erstmals zeigt jetzt eine Analyse, wie sich das auf jene Haushalte auswirkt, in denen bisher mindestens ein Partner Arbeitslosenhilfe bezogen hat.

Partner in der Pflicht: Paare ohne Kinder sind die häufigsten Verlierer der Hartz-IV-Reform. Rund 80 Prozent werden schlechter gestellt, knapp die Hälfte erhält gar keine Arbeitslosenunterstützung mehr. Grund: In den meisten Partnerschaften gibt es zwei Verdiener. Und das Einkommen des Partners wird nun bis auf einen Freibetrag angerechnet.
Besonders stark sind die Verluste, wenn ein Partner viel verdient. Für Unverheiratete stellt sich ein zusätzliches Problem, wenn sie kein Arbeitslosengeld II bekommen: Sie müssen sich auf eigene Kosten krankenversichern.

Kinder: Auch bei Paaren mit Kindern schlägt die Anrechnung des  Partner-Einkommens durch. Mehr als 50 Prozent müssen jetzt mit weniger Geld auskommen - im Schnitt 250 Euro. Ein Drittel erhält nichts mehr. Insgesamt verlieren Kinder damit häufiger, als es die Beispielrechnungen des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit nahe legen, analysiert FU-Forscher Jan Schulte. Kindern, die mit nur einem Elternteil leben, geht es dagegen mehrheitlich besser. Über 70 Prozent der Alleinerziehenden bekommen nach den Hartz-IV-Regeln mehr Arbeitslosenunterstützung.

Ost-West: Im Osten greift die Partner-Regelung besonders krass. Hier sind fast immer (zu 95 Prozent) beide Partner erwerbstätig oder arbeitssuchend - entsprechend mehr verlieren. Im Westen dagegen ist die "Ein-Ernährer-Familie" verbreitet, 36 Prozent sind Paare mit einem Verdiener und Kind oder Kindern. Sie profitieren - auf bescheidenem Niveau - deutlich von Hartz IV: Bis zu 239 Euro mehr bekommen sie monatlich.

Frauen: Insbesondere Frauen könnten wegen dieser Situation nun resigniert die vergebliche Suche nach einem Job aufgeben und sich vom Arbeitsmarkt zurückziehen, gibt der Autor der Studie zu bedenken. In Ostdeutschland könnte die hohe Erwerbsbeteiligung dadurch deutlich zurückgehen: "Bei einer Bewertung zukünftiger Arbeitslosenzahlen wird zu beachten sein, ob dieser Effekt nicht zu einer nur scheinbaren Verringerung der Arbeitslosigkeit führt", so Schulte.
Was Frauen als Alleinerziehende betrifft - die überwältigende Mehrheit sind Frauen - so profitieren sie von Hartz IV.

Singles: Bemerkenswert ist, dass sehr viele allein lebende Langzeitarbeitslose gar keine Einkommenseinbußen erleiden. Verlierer und Gewinner halten sich die Waage.

  • Paare ohne Kinder sind die häufigsten Verlierer der Hartz-IV-Reform. Rund 80 Prozent werden schlechter gestellt, knapp die Hälfte erhält gar keine Arbeitslosenunterstützung mehr. Zur Grafik

Arbeitslosengeld II und Arbeitslosenhilfe: Gewinner und Verlierer - Eine Schätzung der Nettoeinkommenseffekte von Hartz IV (pdf) von Jan Schulte, Diskussionsbeitrag des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft an der Freien Universität Berlin, Dezember 2004

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