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OSTDEUTSCHLAND HOLT AUF Böckler Impuls

Betriebsräte: Ostdeutschland holt auf

Ausgabe 13/2020

Im Osten Deutschlands steigt der Anteil der Beschäftigten mit Betriebsrat. Es gibt aber immer noch große Lücken in Ost und West bei betrieblicher Interessenvertretung und Tarifbindung.

Der Anteil der Beschäftigten mit Betriebsrat ist in Ostdeutschland zuletzt gestiegen. Das zeigt eine Auswertung von Peter Ellguth und Susanne Kohaut vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Berechnungen beziehen sich auf privatwirtschaftliche Betriebe mit mindestens fünf Beschäftigten. 

Demnach wurden im vergangenen Jahr 36 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland von einem Betriebsrat vertreten, nachdem der Wert in den Vorjahren bereits auf 33 Prozent abgesunken war. Im Westen lag der Anteil zuletzt relativ konstant bei 41 Prozent. „Es bleibt abzuwarten, ob diese Annäherung zwischen Ost- und Westdeutschland den Beginn einer Angleichung der beiden Landesteile markiert“, schreiben die Autoren.

Auch bei der Verbreitung von Tarifverträgen liegt der Osten noch zurück: In Ostdeutschland arbeiteten im vergangenen Jahr 34 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Branchentarifvertrag und 11 Prozent in Betrieben mit Haustarifvertrag. In Westdeutschland lag der Anteil bei 46 Prozent beziehungsweise 7 Prozent. 

Das besondere Zusammenspiel von betrieblicher Mitbestimmung und Tarifautonomie spiele eine entscheidende Rolle für die industriellen Beziehungen in der Bundesrepublik. Allerdings existierten in beiden Landesteilen nach wie vor ausgeprägte „weiße Flecken der Tarif- und Mitbestimmungslandschaft“, so Ellguth und Kohaut. Während in Ostdeutschland 48 Prozent der Beschäftigten weder einen Betriebsrat noch einen Tarifvertrag haben, sind es in Westdeutschland 40 Prozent. Die Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von den „Problemzonen“ der deutschen Privatwirtschaft.

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