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HBS Böckler Impuls

Verteilung: Organisiert gegen Ungleichheit

Ausgabe 07/2016

Starke Gewerkschaften verhindern, dass die Einkommen auseinanderdriften.

Gewerkschaften sorgen dafür, dass auch die Beschäftigten am unteren Rand der Firmenhierarchie anständig bezahlt werden. Dadurch verringern sich die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft. Das sehen allerdings nicht alle Ökonomen so. Anhänger vollkommen unregulierter und flexibler Märkte argumentieren: Gewerkschaften heben das Lohnniveau ihrer Mitglieder über den Marktpreis, was zu weniger Beschäftigung führt. Das Ergebnis ist nach dieser Theorie mehr Arbeitslosigkeit – und damit mehr Ungleichheit. Der Wirtschaftswissenschaftler Dierk Herzer, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, hat empirisch untersucht, wer recht hat. Sein Ergebnis: „Länder mit geringerem Organisationsgrad tendieren zu höherer Ungleichheit“.

Seine Untersuchung basiert auf Zahlen aus der Datenbank des Amsterdam Institute for Advanced Labour Studies, die Angaben zur Mitgliederstärke der Gewerkschaften enthält, und der Standardized World Income Inequality Database, die von der Universität Iowa gepflegt wird. Für den Zeitraum von 1986 bis 2010 konnte Herzer mithilfe dieser Quellen den gewerkschaftlichen Organisationsgrad der Beschäftigten sowie die Ungleichheit der Nettoeinkommen in 20 Ländern rekonstruieren. Darunter sind die meisten westeuropäischen Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, aber auch die Türkei, Südkorea oder Kanada. Die größten Einkommensunterschiede weist Chile auf, die geringsten Schweden. Dort sind mit fast 80 Prozent gleichzeitig die meisten Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft. Im Durchschnitt aller Länder zeigen sich während des 25-jährigen Untersuchungszeitraums eine klare Zunahme der Ungleichheit und ein Rückgang des gewerkschaftlichen Organisationsgrades.

Detaillierte statistische Auswertungen machen deutlich, dass zwischen beiden Variablen ein klarer Zusammenhang besteht. In den meisten Ländern gehen rückläufige Mitgliederzahlen der Arbeitnehmerorganisationen und die Zunahme der Ungleichheit Hand in Hand. Dabei ist die Wirkungsrichtung nach der Analyse des Forschers nicht eindeutig: Sind die Gewerkschaften einmal geschwächt, wachsen die Einkommensunterschiede, gleichzeitig gilt aber: Höhere Ungleichheit führt zu einem geringeren Organisationsgrad.

Nicht beobachten ließ sich der geschilderte Zusammenhang in Ländern mit relativ wenig organisierten Beschäftigten wie in Chile, der Türkei, aber auch Frankreich.

  • Der Zusammenhang ist deutlich: Ein höherer gewerkschaftlicher Organisaionsgrad führt in der Regel zu einer eher ausgeglichenen Einkommensverteilung. Grafik als CSV herunterladen Zur Grafik

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