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Alterssicherung: Österreich: Rente nachhaltig finanziert

Ausgabe 12/2018

Das vergleichsweise hohe Rentenniveau in Österreich sei langfristig nicht finanzierbar,meinen Kritiker. Zu Unrecht, zeigt eine Studie. Tatsächlich ist am Beispiel Österreich zu sehen, wie leistungsfähig umlagefinanzierte Rentensysteme sind.

Eine starke gesetzliche Altersrente ist möglich: Während deutsche Männer, die 2016 in Rente gingen, monatlich im Schnitt mit 1008 Euro vor Steuern auskommen müssen, haben die Österreicher 1899 Euro zur Verfügung. Bei manchen konservativen Ökonomen erweckt das Argwohn; sie zweifeln an der Nachhaltigkeit des österreichischen Systems. WSI-Forscher Florian Blank und Rudolf Zwiener vom IMK kommen in einer Analyse, die sie gemeinsam mit Camille Logeay von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie Erik Türk und Josef Wöss von der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien veröffentlicht haben, zu dem Ergebnis, dass solche Zweifel unbegründet sind.

In Österreich seien Selbstständige und Beamte sukzessive in die Rentenversicherung einbezogen worden, schreiben die Experten. Der Beitragssatz liege seit 1988 unverändert bei 22,8 Prozent, wobei die Arbeitgeber für 12,55 Prozent aufkommen, die Arbeitnehmer für 10,25 Prozent. Auf Grundlage dieser breiten Finanzierungsbasis seien die vergleichsweise hohen Leistungen möglich.

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Dass die Kosten langfristig aus dem Ruder zu laufen drohen, halten die Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Sie verweisen auf Berechnungen der Europäischen Kommission, denen zufolge die Ausgaben für Renten und Pensionen von 13,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2013 auf 14,7 Prozent im Jahr 2040 bzw. 14,4 Prozent im Jahr 2060 und damit „äußerst moderat“ steigen werden. Die Europäische Kommission bewertet diese Entwicklung als „weitgehend stabil“.

Entscheidend ist auch die Arbeitsmarktpolitik

Zwar dürfte der Anteil der Menschen ab 65 in Österreich von 28 Prozent 2015 auf 51 Prozent 2060 zunehmen. Doch entscheidend sei nicht dieser Wert, sondern die Relation der Rentner zu den versicherten Erwerbstätigen, argumentieren die Forscher. Und da gebe es Gestaltungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Verwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung durch den Mindestlohn in Deutschland gezeigt hat. Die Erwerbstätigkeit von Frauen lasse sich durch bessere Kinderbetreuung steigern.

In der öffentlichen Debatte taucht regelmäßig der Nachhaltigkeitsindex des Beratungsunternehmens Mercer auf, bei dem Österreichs Rentensystem ziemlich schlecht abschneidet. Der Hauptgrund: Es handelt sich um ein öffentliches, umlagefinanziertes System, das kaum Kapitaldeckung vorsieht. Dass kapitalgedeckte Systeme generell nachhaltiger seien, ist laut Blank, Zwiener und ihren Kollegen allerdings ein Trugschluss. Gegenüber demografischen Schocks seien solche Modelle genauso empfindlich wie Umlagesysteme. Denn entscheidend sei in beiden Fällen die zukünftige Wirtschaftsleistung. Zudem dürfte spätestens seit der Finanzkrise klar sein, dass das Vertrauen in die Effizienz der Finanzmärkte und deren Renditeversprechen oft täuscht. Abgesehen davon wäre der Übergang zu Kapitaldeckung für die jüngere Generation ohnehin kein Vorteil: Die müsste nämlich gleichzeitig einen Kapitalstock ansparen und die Renten der Älteren finanzieren.  

Dass in Österreich zugunsten der Rente an anderer Stelle gespart wird, wie manche Kritiker behaupten, ist der Analyse zufolge ebenfalls unwahr. Zwar sei der Krankenversicherungssatz niedriger als in Deutschland und es gebe keine Pflegeversicherung. Klinikkosten würden aber zur Hälfte durch Steuern finanziert, das Pflegegeld komplett. Die Rente sei Teil eines Systems, das generell höhere Arbeitgeberabgaben vorsieht – ohne dass das der österreichischen Wirtschaft bislang erkennbar geschadet hätte.

Florian Blank u.a.: Ist das österreichische Rentensystem nachhaltig? Wirtschafts­dienst 3/2018 

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