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HBS Böckler Impuls

Lohnentwicklung: Nur Deutschlands Reallöhne stagnieren

Ausgabe 14/2008

Im Aufschwung sind die Reallöhne in vielen ­europäischen Ländern gewachsen. Dagegen haben die Beschäftigten in Deutschland preisbereinigt weniger im Portemonnaie als zur Jahrtausendwende.

Für Arbeitnehmer in Dänemark und Schweden, Irland und Griechenland war 2007 ein gutes Jahr: Auch nach Abzug der Inflation legten ihre Löhne spürbar zu. Mit zwei bis gut vier Prozent wiesen diese vier Länder die höchste Reallohnsteigerung in der alten EU auf. In den meisten mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern lagen die Raten sogar noch deutlich höher - freilich von einem niedrigeren Niveau aus. Auch Franzosen, Briten, Finnen, Belgier und Niederländer erhielten einen höheren Zuwachs als der EU-Durchschnitt.

Der durchschnittliche Reallohnanstieg in Europa fiel im vergangenen Jahr mit 0,5 Prozent recht niedrig aus. Das hatte vor allem einen Grund: In Deutschland schrumpften die realen Löhne um 1,1 Prozent - obwohl die größte Volkswirtschaft Europas solide wuchs. Die Daten für 2007 zeigten die "lohnpolitische Sonderstellung Deutschlands besonders prononciert", schreibt Tarifexperte Thorsten Schulten im neuen Europäischen Tarifbericht des WSI. Diese Sonderrolle bestätigt auch der längerfristige Vergleich: Seit der Jahrtausendwende stagnieren die Reallöhne in Deutschland, während es im gleichen Zeitraum in den meisten EU-Ländern ein klares Plus gab.

Ein wichtiger Grund für die schwache Lohnentwicklung in Deutschland liegt laut Schulten in der so genannten negativen Lohndrift. Die Beschäftigten bekamen im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt tatsächlich niedrigere Lohnerhöhungen, als in den Tarifverträgen vereinbart wurde. Wesentliche Ursachen dafür sind die rückläufige Tarifbindung sowie Möglichkeiten, auf betrieblicher Ebene von tarifvertraglichen Standards nach unten abzuweichen. In den anderen europäischen Ländern war die Entwicklung häufig umgekehrt, die gezahlten Arbeitsentgelte stiegen deutlich stärker an als die Tariflöhne.

Dass sich in diesem Jahr Deutschlands Rückstand bei der Reallohnentwicklung verkleinern wird, ist trotz einiger höherer Tarifabschlüsse unwahrscheinlich. Die Europäische Kommission hat in ihrer Frühjahrsprognose EU-weit ein gering­fügiges Reallohnwachstum für 2008 verhergesagt. Für die Bundesrepublik rechnen die Experten aus Brüssel jedoch erneut mit einem
Rückgang.  

  • An stärksten stiegen in diesem Jahrzehnt die Reallöhne in den neuen EU-Staaten an, doch nur in Deutschland sanken sie. Zur Grafik

Thorsten Schulten: Europäischer Tarifbericht des WSI 2007/2008

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