Gewerkschaften: Mitgliedschaft lohnt sich

Ausgabe 03/2023

Gewerkschaftlich organisiert zu sein wirkt sich positiv auf den Stundenlohn aus. Besonders stark profitieren benachteiligte Beschäftigte.

Einer Gewerkschaft beizutreten zahlt sich aus, auch finanziell. Das haben Marina Bonaccolto-Töpfer von der Universität Genua und Claus Schnabel von der Universität Erlangen-Nürnberg nachgewiesen. Laut ihren Berechnungen bewirkt die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft in Deutschland ein Lohnplus von knapp drei Prozent. 

Einen solchen Effekt empirisch dingfest zu machen, könnte zunächst wenig aussichtsreich erscheinen, so Bonaccolto-Töpfer und Schnabel. Schließlich würden Tarifverträge hierzulande in der Regel nicht nur auf Gewerkschaftsmitglieder, sondern auf alle Beschäftigten eines Betriebs angewendet. Allerdings gelte das nicht für sämtliche Firmen. Zudem sei denkbar, dass Gewerkschaftsmitglieder in individuellen Lohnverhandlungen besser abschneiden, weil sie besser informiert sind sowie Unterstützung und Rechtsschutz von gewerkschaftlicher Seite erhalten.

Der Analyse der Forschenden zufolge, die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 2015 und 2019 beruht, ist der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Gewerkschaftsmitgliedern in der Tat 2,6 Prozent höher als der von Nichtmitgliedern – auch wenn man Faktoren wie die Ausbildung und Berufserfahrung der Beschäftigten, die Betriebsgröße und selbst die Tarifbindung statistisch berücksichtigt. Am größten ist die Effektstärke mit fast 9 Prozent bei denjenigen, die Hilfstätigkeiten ausführen, Maschinen bedienen oder in der Montage arbeiten – und in der Regel eher unterdurchschnittlich bezahlt werden. Geringqualifizierte ohne Abschluss profitieren ebenfalls besonders stark.