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HBS Böckler Impuls

Einkommen: Mindestlohn stoppt Sog nach unten

Ausgabe 14/2013

Eine gesetzliche Untergrenze kann Lohndumping verhindern. Besonders stark profitieren weibliche Beschäftigte.

Um die Auswirkungen von Mindestlöhnen auf die Lohnverteilung zu untersuchen, haben Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf die Situation in 14 EU-Staaten verglichen. Die meisten Mindestlöhne liegen laut ihrer Analyse unterhalb der Niedriglohnschwelle und haben daher wenig Einfluss auf den Anteil der Geringverdiener. Nur der französische Mindestlohn sei so hoch, dass er einen eigenständigen Beitrag zur Begrenzung des Niedriglohnsektors leiste. In allen Staaten könnten gesetzliche Untergrenzen aber das Ausfransen der Verdienste nach unten verhindern, also die Lohnungleichheit innerhalb des Niedriglohnsektors verringern.

Zudem gebe es Auswirkungen auf die Lohnverteilung zwischen Männern und Frauen, schreiben die Wissenschaftler. Der Grund: Arbeitnehmerinnen seien überproportional von Niedriglöhnen betroffen und profitierten daher besonders stark von gesetzlichen Regelungen gegen Lohndumping. In Großbritannien habe sich der Gender Pay Gap seit der Einführung des nationalen Mindestlohns im Jahr 1999 von 16,1 auf 10,8 Prozent verringert.

Für die Verringerung von Lohnungleichheit insgesamt ist der Studie zufolge vor allem die Tarifpolitik entscheidend: Erst durch Tarifverträge entstehe überhaupt eine „lohnpolitische Mittelschicht“. Eine hohe Tarifbindung lasse daher den Niedriglohnanteil sinken. Da Frauen oft in Branchen mit niedriger Tarifbindung arbeiten, kämen die Vorteile tendenziell eher Männern zugute. Andererseits hätten die skandinavischen Länder durch eine solidarische Lohnpolitik erfolgreich Gleichstellungspolitik betrieben.

  • Gesetzliche Untergrenzen können Lohndumping verhindern. Zur Grafik

Gerhard Bosch, Claudia Weinkopf: Wechselwirkungen zwischen Mindest- und Tariflöhnen, in: WSI-Mitteilungen 6/2013.

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