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HBS Böckler Impuls

Digitalisierung: Mehr Jobs - unter einer Bedingung

Ausgabe 16/2016

Die Angst vor massenhafter Arbeitslosigkeit durch technologischen Wandel ist übertrieben, sagen Forscher. Es sollte eher darüber diskutiert werden, wohin die Gewinne der Digitalisierung fließen.

Die Digitalisierung wird massenhaft Arbeitsplätze kosten. Roboter nehmen uns die Arbeit weg. Jeder zweite Job geht verloren. Immer wieder werden derartige Befürchtungen verbreitet, wenn es um die Zukunft der Arbeit geht. Zu Recht? Nein, haben Wissenschaftler des ZEW und der Universität Utrecht herausgefunden. Tatsächlich entsteht durch Automatisierung sogar eine größere Nachfrage nach Arbeitskräften.

Die Ökonomen haben die Auswirkungen von technologischem Wandel auf die Arbeitsnachfrage in mehr als 200 Regionen in der EU zwischen 1999 und 2010 untersucht. In dieser Zeit seien zwar Arbeitsplätze aufgrund von Automatisierung weggefallen, noch größer sei aber der Bedarf nach neuen Arbeitskräften gewesen. Das erklären die Forscher so: Durch Automatisierung steigen Produktivität und Produktnachfrage. Das wiederum erhöht die Nachfrage nach Arbeitskräften.

Was geschieht mit den Gewinnen?

Wie groß die positiven Effekte auf die Arbeitsnachfrage ausfallen, hängt allerdings entscheidend davon ab, was mit den Gewinnen aus der gestiegenen Produktivität geschieht. Im günstigsten Fall, so die Wirtschaftswissenschaftler, werden sowohl Löhne als auch Unternehmensgewinne und Kapitaleinkommen größtenteils für Konsum und inländische Investitionen ausgegeben. In diesem Fall könnten künftig Millionen neue Jobs in Europa entstehen. Nimmt man stattdessen an, dass lediglich die Lohneinkommen in den Konsum fließen, die übrigen Einkommenszuwächse aber außerhalb der EU angelegt werden, fiele der positive Effekt auf die Arbeitsnachfrage in Europa wesentlich kleiner aus.

Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigen die Ergebnisse, dass die Angst vor massenhafter Arbeitslosigkeit durch technologischen Wandel übertrieben ist. In der Öffentlichkeit sollte eher darüber diskutiert werden, wohin die Gewinne der Digitalisierung fließen, so die Forscher.

Terry Gregory, Anna Salomons, Ulrich Zierahn: Racing With or Against the Machine? Evidence from Europe (pdf), ZEW Discussion Paper 16-053, Juli 2016

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