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HBS Böckler Impuls

Europa: Mehr Jobs, aber schlechtere

Ausgabe 07/2019

Die EU hat sich bis heute nicht von der Finanzkrise erholt. Zwar haben viele, die damals ihre Arbeit verloren, wieder einen Job gefunden – doch oft einen schlechteren als früher.

Die jüngste Finanzkrise ist nicht ausgestanden. Darauf macht das Europäische Gewerkschaftsinstitut ETUI in seinem jüngsten Report zur Lage der Arbeitnehmer in Europa aufmerksam. Zwar sei die Zahl der Beschäftigten im Durchschnitt wieder beim Vorkrisenniveau angelangt. Allerdings habe sich die Qualität der Arbeit vielerorts deutlich verschlechtert. An die Stelle sozial abgesicherter Standardarbeitsplätze seine häufig Zeitarbeit, Jobs mit geringer Stundenzahl, Auftrags- oder Plattformarbeit getreten. Lohnungleichheit und Armut trotz Arbeit haben zugenommen. In zehn Mitgliedsstaaten liegen die Reallöhne heute niedriger oder genauso hoch wie 2009. In 15 Ländern hinken die Löhne der Produktivitätsentwicklung hinterher. Das heißt, Arbeitnehmer „bekamen keinen fairen Anteil am Wohlstand, den sie zu erzeugen geholfen haben“, so die Untersuchung.

Besser ausgebildet, schlechter bezahlt

Zudem konstatiert der Bericht eine Polarisierung entlang geografischer Grenzen: Gerade, die von der Krise am stärksten getroffenen Länder verzeichnen nur ein niedriges Produktivitätswachstum. Die EU entwickle sich damit keineswegs als Ganze in Richtung einer wissensbasierten Ökonomie.

  • Durch Lohnsenkung die Arbeitslosigkeit zu reduzieren hat in Südeuropa nicht funktioniert. Zur Grafik
  • Mehr Beschäftigte als vor der Krise erzielen kein Einkommen über der Armutsschwelle. Zur Grafik

Obwohl das Ausbildungsniveau der Arbeitnehmer steige, bekämen sie oft schlechtere Jobs angeboten. Vor allem Stellen in der Industrie sind weggefallen. Neue Arbeitsplätze entstehen dagegen im Dienstleistungssektor. Um die Ungleichheiten in und zwischen den Ländern abzubauen, ist es den Autoren zufolge nötig, Arbeitsmärkte neu zu regulieren und aufgeweichte Tarifsysteme wieder zu stärken. 

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