zurück
HBS Böckler Impuls

Vermögen: Konzentration am oberen Ende

Ausgabe 18/2007

Der Wohlstand ist in Deutschland sehr ungleich verteilt: Zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung haben kein oder nur sehr wenig Vermögen. Dagegen verfügt das reichste Zehntel über knapp 60 Prozent.

Durchschnittlich 81.000 Euro besitzt jeder Einwohner über 17 als Nettogesamtvermögen - also nach Abzug aller Schulden. Das klingt komfortabel, doch über die Verteilung von Wohlstand und Armut in der Bundesrepublik sagt die Zahl wenig aus. Der Medianwert, der die reichere Hälfte der Bevölkerung von der ärmeren trennt, liegt weit darunter - bei nur 15.000 Euro. Diese Differenz ist schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich der Löwenanteil des privaten Vermögens am oberen Ende der Skala konzentriert. Die Vermögenserhebung, die Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellt haben, liefert aber noch genauere Daten: "Das reichste Zehntel der erwachsenen Bevölkerung besitzt im Schnitt ein Nettogesamtvermögen von mehr als 207.000 Euro", so die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. 30 Prozent der Bevölkerung haben dagegen per Saldo nichts oder sind sogar verschuldet.

Die Wissenschaftler haben das Sozio-oekonomische Panel ausgewertet. Die aktuell verfügbaren Daten stammen aus dem Jahr 2002, grundsätzlich dürfte sich aber seitdem nichts verändert haben, so die Experten. Erstmals haben sie die Vermögensverteilung nicht nur für Haushalte ermittelt, sondern auch für Einzelpersonen. So lassen sich differenzierte Aussagen für unterschiedliche Personengruppen machen.

Ost und West: Das individuelle Nettovermögen der Erwachsenen in den alten Bundesländern ist mehr als zweieinhalb mal so hoch wie jenes der Ostdeutschen. Gründe dafür sind vor allem die niedrigere Quote von selbst nutzenden Wohneigentümern und die geringeren durchschnittlichen Verkehrswerte der Immobilien im Osten. Unter der ostdeutschen Bevölkerung gibt es relativ auch mehr verschuldete Personen. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist mit knapp 9.000 Euro aber nur halb so hoch wie in Westdeutschland.

Migranten und Einheimische: Das durchschnittliche Vermögen von Personen mit Migrationshintergrund ist nur knapp halb so hoch wie das von gebürtigen Deutschen. Das gilt sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern. Migranten im Westen besitzen aber im Schnitt rund 13.000 Euro mehr als die einheimische Bevölkerung im Osten. Das liegt laut DIW auch daran, dass westdeutsche Migranten häufiger Betriebsvermögen haben als Ostdeutsche. Dieses ist aber "auf relativ wenige Personen konzentriert".

Männer und Frauen, jung und alt: Das individuelle Nettogesamtvermögen der Männer liegt um rund 29.000 Euro über jenem der Frauen. Gleichzeitig ist der Besitz unter den Männern wesentlich ungleicher verteilt als unter den Frauen. Große Diskrepanzen zeigen sich auch zwischen den Altersgruppen: Das höchste Vermögen hat die Gruppe der 56- bis 65-Jährigen: durchschnittlich 130.000 Euro pro Kopf. Dagegen verfügen die unter 25-Jährigen über nur 4.000 Euro.

Die Erhebung  erfasst auch, welche Art von Vermögen die Menschen in Deutschland besitzen. Am weitesten verbreitet sind private Versicherungen inklusive Bausparverträgen, die 47 Prozent der Erwachsenen halten, und Geldvermögen mit 43 Prozent. Betriebsvermögen macht 12 Prozent des gesamten Nettovermögens aus, es befindet sich aber in der Hand von nur vier Prozent der Bevölkerung.

Um einer noch stärkeren Vermögenskonzentration entgegenzuwirken sprechen sich die Forscher dafür aus, die im internationalen Vergleich "geringen Steuersätze und die sehr umfangreichen Freibeträge" bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer zu korrigieren - ein Gegenkonzept zu den Plänen der Bundesregierung. Überdies regen sie eine breitere Nutzung von Mitarbeiterbeteiligungen an. Diese müssten allerdings so ausgestaltet werden, dass Beschäftigte im Fall eines Konkurses nicht zugleich Arbeitsplatz und Kapital verlieren.

  • Die Vermögen konzentrieren sich am oberen Ende - in allen Bevölkerungsruppen. Zur Grafik

Markus M. Grabka, Joachim R. Frick: Geld- und Realvermögensverteilung in Deutschland, DIW-Wochenbericht 45/2007, Projekt gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung. Download (pdf)

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen