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HBS Böckler Impuls

Prognose: Konjunkturrisiko Grexit

Ausgabe 12/2015

Eigentlich deutet alles auf einen konjunkturellen Aufschwung hin. Das Drama um Griechenland droht die rosigen Aussichten allerdings zunichtezumachen.

Die deutsche Wirtschaft hat sich bisher gut in einem nicht ganz einfachen weltwirtschaftlichen Umfeld behauptet. Doch die Eskalation der Griechenland-Krise könnte den Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr schwer schädigen, möglicherweise sogar vorzeitig beenden, warnt das IMK. „Ein Grexit oder eine zähe Agonie durch Unsicherheit könnte das bislang positive Konjunkturbild dramatisch verändern“, so Gustav Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Eine Ansteckung weiterer Länder und die Destabilisierung des gesamten Euroraums sind nämlich keineswegs unwahrscheinlich. Statt einer soliden Aufwärtsentwicklung drohen dann auch in Deutschland heftige Wachstumsverluste.“

Die jüngste Konjunkturprognose des IMK steht und fällt nun damit, ob es noch gelingt, die Krise rasch zu entschärfen und die Zahlungsfähigkeit Griechenlands langfristig zu sichern. Für diesen Fall erwarten die Ökonomen, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2015 um 2 Prozent und 2016 um 2,2 Prozent zulegt. Die Zahl der Arbeitslosen würde demnach in diesem Jahr unter 2,8 Millionen und 2016 unter 2,7 Millionen sinken.

„Die deutsche Wirtschaft hat in letzter Zeit vom günstigen Euro, aber mehr noch von den soliden Lohn- und Nachfragesteigerungen im Inland profitiert. Dazu trägt neben den Tarifabschlüssen auch der gesetzliche Mindestlohn bei“, erläutert Horn. „Eigentlich war damit auch der Boden für eine gute Investitionskonjunktur bereitet. Die Unsicherheit um Griechenland droht nunmehr, diesen Keim eines nachhaltigen Aufschwungs zu ersticken. Eine Rezession im gesamten Euroraum kann unter diesen Umständen nicht mehr ausgeschlossen werden.“ Dabei hätte auch die Wirtschaft im Euroraum als Ganzes nach der ursprünglichen Prognose des IMK 2015 und 2016 erstmals wieder gute Chancen, spürbar zu wachsen: Das BIP in der Währungsunion außerhalb Deutschlands könnte 2015 um 1,4 Prozent und 2016 um 2,1 Prozent zunehmen. Ein Grund dafür ist nach Analyse der Forscher, dass der harte Sparkurs in etlichen Ländern wie zum Beispiel Spanien oder Italien gelockert wurde.

Behringer, Jan / Herzog-Stein, Alexander / Hohlfeld, Peter et al.: Inlandsnachfrage stabilisiert den Aufschwung – Prognose-Update: Deutsche Konjunktur zur Jahresmitte 2015, IMK Report 105, Juni 2015

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