Quelle: HBS
Böckler ImpulsÖffentlicher Dienst: Keine Zeit für die Gesundheit
Zeithetze, Verantwortungsdruck, Arbeitsverdichtung - nach Jahren des Personalabbaus empfinden die Beschäftigten im öffentlichen Dienst ihre Arbeit mittlerweile ebenso belastend wie ihre Kolleginnen und Kollegen in der Privatwirtschaft.
91 Prozent der vom WSI befragten Personalräte gaben an, dass die psychische Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Und zwar in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes, ob in Verwaltungen, Schulen, Krankenhäusern oder bei der Polizei.
Termin- und Zeitdruck nennen sie als das größte Problem, gefolgt von schlechtem Führungsverhalten. Getan wird dagegen kaum etwas. In einem Drittel der Betriebe werden die zunehmenden Arbeitsbelastungen zwar wahrgenommen, aber nicht thematisiert. Gefährdungsbeurteilungen jedes einzelnen Arbeitsplatzes schreibt das Arbeitsschutzgesetz zwar vor, aber zwei von drei öffentlichen Betrieben lassen sie einfach aus. Chancen, die Arbeitsbedingungen so gut und gesundheitserhaltend wie möglich zu gestalten, bleiben ungenutzt.
Viele Personalräte (70 Prozent) haben aus ihrer Sicht "Wichtigeres" zu tun, Stellenabbau und Organisationsumbau halten sie auf Trab. Kostenargumente der Arbeitgeber nennen sie als zweitwichtigsten Grund, warum im Arbeits- und Gesundheitsschutz kaum etwas passiert. 1991 arbeiteten 6,7 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst, heute noch knapp 4,8 Millionen. Ursache: Privatisierungen und Einstellungsstopps.
WSI-Personalrätebefragung 2004, Sonderauswertung in WSI-Mitteilungen 6/2005