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HBS Böckler Impuls

Niedriglöhne: Jung und schlecht bezahlt

Ausgabe 07/2012

Seit Mitte der 1990er-Jahre haben sich Niedriglöhne ausgebreitet. Besonders stark betroffen sind die Jüngeren. Gut 40 Prozent von ihnen schaffen einen Aufstieg.

1995 erhielten in Deutschland 14 Prozent aller abhängig Beschäftigten nur einen Niedriglohn. Bis 2010 stieg der Anteil der Geringverdiener auf rund 21 Prozent, zeigen Daniel D. Schnitzlein vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Jens Stephani vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Deutlich höher ist die Quote bei jungen Beschäftigten unter 35, so die Wissenschaftler, die Daten des Sozio-oekonomischen Panels und des Beschäftigtenpanels der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet haben: 2010 lag der Anteil der Geringverdiener in dieser Altersgruppe bei 29 Prozent; 1995 waren es erst 17 Prozent gewesen. Der Anstieg ist damit fast doppelt so stark wie bei allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Als Niedriglohn definieren die Wissenschaftler zwei Drittel des Medianlohns aller Arbeitnehmer. 2010 lag die Schwelle bei einem Stundenlohn von 9,53 Euro (West), beziehungsweise 7,22 Euro (Ost).

Jüngere steigen häufiger auf als Ältere

Immerhin schaffen Arbeitnehmer unter 35 nach der Untersuchung von Schnitzlein und Stephani häufiger als Ältere den Aufstieg aus dem Niedriglohnsegment. 43 Prozent der Jüngeren, die 2006 nur einen geringen Lohn bekamen, schafften es bis 2010 die Niedriglohnschwelle zu überschreiten. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt gelang das im selben Zeitraum lediglich 32 Prozent. Zudem, so die Forscher, sei die „Aufwärtsmobilität“ unter jüngeren Geringverdienern seit Mitte der 1990er-Jahre merklich gestiegen. Allerdings zeigt die Quote im Zeitverlauf erhebliche Schwankungen: In den Zeiträumen von 2000 bis 2004, 2001 bis 2005, 2002 bis 2006 sowie 2005 bis 2009 lag sie beispielsweise klar unter 40 Prozent. Zudem sind die Chancen auf einen besseren Verdienst ungleich verteilt: Schwerer haben es Frauen und Teilzeitbeschäftigte, leichter Beschäftigte mit Abitur oder Hochschulabschluss. In größeren Unternehmen stehen die Chancen auf ein höheres Gehalt tendenziell besser als in kleineren.

Die Wissenschaftler empfehlen der Politik, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen: „Speziell die – im Vergleich zu Männern – deutlich niedrigere Aufstiegswahrscheinlichkeit von Frauen ließe sich dadurch vermutlich vergrößern.“ Zudem seien „arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Bildung der jüngeren Geringverdiener insgesamt sinnvoll“.

  • Jeder dritte Beschäftigte unter 35 Jahren bekommt nur einen Niedriglohn. Die Chancen die Niedriglohnschwelle zu überschreiten, schwanken von Jahr zu Jahr erheblich. Zur Grafik

Daniel D. Schnitzlein, Jens Stephani: Lohnmobilität von jüngeren Geringverdienern in Deutschland, in: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, DIW Berlin, 4/2011.

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