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HBS Böckler Impuls

Einkommensverteilung: Jobwunder korrigiert Ungleichheit nicht

Ausgabe 10/2013

Die Ungleichheit der Einkommen ist seit 2005 nicht weiter angestiegen, besagen einige Statistiken. Angesichts der starken Beschäftigungs­zunahme wäre dies keine Überraschung, urteilt das IMK. Eigentlich hätten die Einkommens­unterschiede kleiner werden müssen.

Das zu erwartende Ergebnis wäre „ein deutlich sichtbarer Rückgang gewesen“, konstatieren die IMK-Forscher Ulrike Stein und Kai Daniel Schmid – angesichts der jüngsten „enorm guten Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt“. Weil viele Arbeitslose eine bezahlte Beschäftigung gefunden haben, hätten die Einkommensdifferenzen in Deutschland erheblich abnehmen müssen, so die Wissenschaftler. Nach Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer von vielen Wissenschaftlern genutzten, jährlich wiederholten Befragung von rund 12.000 Haushalten, hat die Ungleichheit seit 2005 nicht weiter zugenommen. Der zuletzt beobachtete Rückgang sei statistisch aber nicht signifikant, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung festgestellt.

Als einen wichtigen Indikator für die Einkommensunterschiede verwendet das IMK, das ebenfalls mit dem SOEP arbeitet, den so genannten Gini-Koeffizienten. Er kann Werte zwischen Null und Eins annehmen, wobei Null für eine vollständig egalitäre Verteilung steht und Eins für maximale Ungleichheit – in diesem Fall entfallen alle Einkommen auf eine Person. In Deutschland ist der Gini-Koeffizient der bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen von 1992 bis 2005 von 0,25 auf 0,29 gestiegen. Bis zum Jahr 2010 ist er wieder um ein Hundertstel gesunken – gemessen an der Verschiebung der Einkommensrelationen in den 15 Jahren zuvor eine bescheidene Korrektur, so die Verteilungsexperten.

Zudem weist das IMK darauf hin, dass ein anderer Trend nicht gebrochen ist: Die Umverteilung durch Sozial- und Steuerpolitik geht zurück. Seit Ende der 1990er-Jahre lässt der soziale Ausgleich nach, „besonders deutlich seit 2003“. Im Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende war dies noch anders. Die zunehmende Ungleichheit der Markteinkommen schlug damals dank Umverteilung nicht wesentlich auf die Differenzen der Nettoeinkommen durch.

Dass die Ungleichheit der Markteinkommen hierzulande seit 2007 nicht weiter zugenommen hat, liegt OECD-Statistiken zufolge auch daran, dass die Summe der Lohneinkommen in den Krisenjahren deutlich stärker gewachsen ist als die der Kapitaleinkünfte. Langfristig, so Stein und Schmid, spreche jedoch einiges für eine Verfestigung der Einkommens­ungleichheit. So sinkt die Lohnquote tendenziell, und die Lohnspreizung nimmt nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das sich auf die Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit stützt, weiter zu. Zudem ist der Niedriglohnsektor laut Arbeitsagentur von 1999 bis ins Jahr 2010 – mit nur einer einzigen Ausnahme im Krisenjahr 2009 – kontinuierlich gewachsen.

  • Bei der Enmtwicklung der Ungleichheit ist keine nachhaltige Wende in Sicht. Zur Grafik

 

Kai Daniel Schmid, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: IMK Verteilungsmonitor, Einkommensverteilung in Deutschland 1991–2010, Mai 2013.

 

 

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