Quelle: HBS
Böckler ImpulsAtypische Beschäftigung: Jobs mit schlechter Perspektive
Wer sich auf Leiharbeit oder eine befristete Beschäftigung einlässt, hofft oft darauf, anschließend in Vollzeit fest angestellt zu werden. Dies gelingt jedoch nur selten.
Sind befristete Stellen, Leiharbeit oder Minijobs ein Sprungbrett in einen unbefristeten Vollzeit-Job? Im Auftrag des WSI befragte TNS Infratest Sozialforschung im Frühjahr 2008 repräsentativ rund 2.500 Personen, die innerhalb des vergangenen Jahres ein Arbeitsverhältnis beendet hatten. So ließ sich ermitteln, ob und wie Arbeitnehmer ein neues Beschäftigungsverhältnis zu welchen Arbeitsbedingungen fanden. Die Analyse der Antworten zeigt: Wer zuvor in einem Normalarbeitsverhältnis beschäftigt war, findet überwiegend wieder eines. Die Chancen für zuvor atypisch Beschäftigte stehen dagegen deutlich schlechter. Allerdings unterscheiden sie sich je nach Beschäftigungsform:
Befristete Beschäftigung. Nach Erhebungen des Mikrozensus möchten knapp 97 Prozent der Arbeitnehmer mit einem befristeten Arbeitsvertrag einen dauerhaften Job aufnehmen. Die aktuelle Studie zeigt aber, dass dies nur gut ein Viertel derer, die wieder erwerbstätig werden, tatsächlich schafft. Die Aussichten eines vormals befristet Beschäftigten, einen unbefristeten Vertrag zu unterschreiben, sind um mehr als 40 Prozent niedriger als bei Kollegen, die bereits aus einem Arbeitsvertrag ohne Befristung kommen.
Leiharbeit. Ein Drittel der ehemaligen Leiharbeitnehmer, die einen neuen Job finden, nimmt ein Normalarbeitsverhältnis auf. Doch viele haben oft wieder nur einen Job in der Zeitarbeit - ihre Übergangsrate in Leiharbeit ist doppelt so hoch wie die derjenigen, die zuvor ohne Befristung in einem Vollzeit-Job beschäftigt waren.
Für andere atypische Arbeitsverhältnisse gilt: Nicht alle können oder wollen unbedingt mehr arbeiten. Auch deshalb wechseln nur wenige in ein Normalarbeitsverhältnis.
Geringfügige Beschäftigung. Lediglich 9 Prozent der 400-Euro-Jobber, die wieder einen Arbeitsplatz bekommen, erhalten eine unbefristete Vollzeit-Stelle. Zum Beispiel Rentner oder Studenten dürften nicht an der Aufnahme einer Vollzeittätigkeit interessiert sein, so die Wissenschaftler.
Teilzeitarbeit. Wer wöchentlich bis zu 35 Stunden arbeitet, wechselt auch nur gelegentlich in ein Normalarbeitsverhältnis; hier liegt der Anteil bei 17 Prozent.
Der Wechsel in einen unbefristeten Vollzeit-Job hängt nicht allein davon ab, aus welchem Beschäftigungsverhältnis jemand kommt, stellten die Wissenschaftler fest. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle. So sinkt die Übergangsrate in ein Normalarbeitsverhältnis mit zunehmendem Alter und steigt mit höherem Qualifikationsniveau.
Miriam Gensicke, Alexander Herzog-Stein, Hartmut Seifert, Nikolai Tschersich: Einmal atypisch - immer atypisch beschäftigt?, in: WSI-Mitteilungen 4/2010