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Inflation verschärft soziale Spaltung Böckler Impuls

Preise: Inflation verschärft soziale Spaltung

Ausgabe 12/2022

Familien mit niedrigem Einkommen leiden am meisten unter der Inflation – und die soziale Schere öffnet sich weiter. Neue Preissprünge beim Gas würden die Spaltung zusätzlich verschärfen.

Familien mit niedrigem Einkommen tragen die höchste Inflationsbelastung, Alleinlebende mit hohem Einkommen die geringste. Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben sind die Preise im Mai 2022 um 8,9 Prozent beziehungsweise 6,5 Prozent gestiegen. Das zeigt der IMK-Inflationsmonitor. 

Mit 2,4 Prozentpunkten war die Differenz zwischen ärmeren Familien und wohlhabenden Alleinlebenden im Mai deutlich größer als in den Vormonaten und dreimal so hoch wie im Februar. Das liegt daran, dass die stärksten Preistreiber – Haushaltsenergie, Kraftstoffe und zunehmend Lebensmittel – unterschiedlich stark durchschlagen: Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen machen diese drei Komponenten nach den Berechnungen des IMK 6,6 Prozentpunkte der haushaltsspezifischen Inflationsrate aus. Bei Alleinstehenden mit hohem Einkommen entfallen darauf hingegen nur 3,5 Prozentpunkte.

Die Spaltung könnte sich laut IMK in den kommenden Monaten weiter verschärfen, da bisher noch nicht alle Preissteigerungen von Haushaltsenergie im Großhandel an die Privathaushalte weitergegeben wurden. Und der rasant gestiegene Börsenpreis für Erdgas dürfte sich in den kommenden Monaten noch einmal deutlich stärker auf die Verbraucherpreise auswirken, so Sebastian Dullien und Silke Tober vom IMK. Besonders stark dürfte dieser Anstieg ausfallen, falls die Bundesnetzagentur im Rahmen des „Notfallplans Gas“ tatsächlich eine Knappheit bei den Gasimporten feststellen muss und den Versorgern erlaubt, die gestiegenen Bezugspreise unmittelbar an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben. „In diesem Fall könnten kurzfristig sogar Inflationsraten im zweistelligen Bereich erreicht werden“, erklären die Forschenden. Auch die Preise für Nahrungsmittel steigen derzeit so schnell wie seit Jahrzehnten nicht. 

Mit 7,9 Prozent erreichte die durchschnittliche Inflationsrate infolge des Ukrainekriegs und weiterhin durch die Corona-Pandemie angespannter Lieferketten ein Niveau, das die Bundesrepublik seit Jahrzehnten nicht gesehen hat.

Sebastian Dullien, Silke Tober: IMK Inflationsmonitor – Belastungsschere geht im Mai 2022 weiter auf, IMK Policy Brief Nr. 124, Juni 2022

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