Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Homeoffice: Besser klar geregelt
Die Erfahrungen der Beschäftigten mit Homeoffice sind größtenteils positiv. Allerdings sehen sie auch negative Aspekte.
Seit Beginn der Coronakrise sind viele Beschäftigte – freiwillig oder notgedrungen – ins Homeoffice ausgewichen. Die Erfahrungen damit sind überwiegend positiv. Ein großer Teil der Arbeitnehmer wünscht sich, auch nach der Krise häufig von zu Hause arbeiten zu können. Aber: Die Gefahr, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, ist groß. Und für manche ist Heimarbeit auf Dauer gar keine Option. Das sind die Ergebnisse einer Online-Befragung von 6309 Erwerbstätigen im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zwischen Mitte und Ende Juni 2020. „Homeoffice kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Allerdings müssen dafür die Rahmenbedingungen stimmen. Am besten sind die Erfahrungen von Beschäftigten, wenn die Arbeit im Homeoffice vertraglich geregelt ist“, sagt Bettina Kohlrausch. Dies kann zum Beispiel durch Betriebsvereinbarungen geschehen. Die Wissenschaftliche Direktorin des WSI und Soziologieprofessorin an der Universität Paderborn hat die Befragung ausgewertet.
Ende Juni 2020 arbeiteten rund 16 Prozent der Befragten überwiegend oder ausschließlich zu Hause. Weitere 17 Prozent gaben an, abwechselnd im Betrieb oder zu Hause zu arbeiten. Der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice ist damit deutlich höher als vor Ausbruch der Pandemie, als nur 4 Prozent überwiegend oder ausschließlich zu Hause arbeiteten. Noch höher als zuletzt war der Anteil allerdings mit 27 Prozent im April 2020, also kurz nach Beginn der Coronakrise in Deutschland. Dass der Anteil nun wieder gesunken ist, spricht für eine gewisse Normalisierung. Gleichwohl dürfte das Homeoffice künftig eine größere Rolle in der Arbeitswelt spielen: Die Frage, ob sie damit rechnen, dass Homeoffice in Zukunft weiter verbreitet sein wird, beantworten 71 Prozent der Befragten mit Ja, 19 Prozent mit Nein. Die Übrigen sind unschlüssig.
Jeder Zweite will Homeoffice beibehalten
Knapp die Hälfte der Befragten mit Homeoffice-Erfahrung gibt an, dass sie, auch wenn die Ausnahmesituation vorbei ist, weiterhin so oft von zu Hause arbeiten wollen wie während der Krise. 39 Prozent wollen weniger von zu Hause arbeiten als in der Krise, 13 Prozent gar nicht. An dieser Stelle zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem Einkommen: Je mehr die Befragten verdienen, desto größer ist der Wunsch, oft zu Hause arbeiten zu können. Unter Erwerbstätigen mit einem Netto-Haushaltseinkommen von weniger als 1500 Euro im Monat überwiegt dagegen der Anteil derjenigen, die weniger oder gar nicht im Homeoffice arbeiten wollen.
Die Erfahrungen von Beschäftigten mit dem Homeoffice sind unterschiedlich: So sagen 77 Prozent, das Homeoffice erleichtere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 60 Prozent glauben, die Arbeit daheim sogar effektiver organisieren zu können als im Betrieb. Allerdings haben 60 Prozent der Befragten mit Homeoffice-Nutzung den Eindruck, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. 53 Prozent sagen, dass sie für Arbeitgeber, Kollegen oder Kunden länger erreichbar sind als vor der Krise. 37 Prozent geben an, im Homeoffice mehr Wochenstunden zu arbeiten. Insgesamt positiver urteilen Befragte, in deren Unternehmen klare Regeln zum Homeoffice gelten. Solche Regeln haben 62 Prozent der Betriebe mit Betriebsrat, aber nur 37 Prozent der Betriebe ohne Arbeitnehmervertretung.
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