Quelle: HBS
Böckler ImpulsManagerbezüge: Hohe Gehälter, etwas mehr Transparenz
Die Vorstandsvorsitzenden von DAX-Unternehmen haben 2006 oft mehr verdient und sind fürs Alter komfortabel abgesichert. Genaue Zahlen sind allerdings trotz Veröffentlichungspflicht nicht immer klar zu ermitteln.
Im Durchschnitt erhielten die Vorstandsvorsitzenden der 30 größten im DAX notierten Aktiengesellschaften im Jahr 2006 5,1 Millionen Euro als Vergütung. Die Transparenz in puncto Vorstandsvergütung hat sich deutlich erhöht, seitdem börsennotierte Gesellschaften zu individuellen Angaben verpflichtet sind. Doch weil es keine genauen Vorgaben darüber gibt, wo und nach welchen Maßstäben die Saläre in den Berichten ausgewiesen werden müssen, bleibt nach wie vor viel Interpretationsspielraum. "Ohne klare Standards sind Vergleiche weiter schwierig", erklärt Matthias Müller. Der Experte hat die Vergütungsangaben in den aktuellen Geschäftsberichten ausgewertet.
Müller bezieht neben den Angaben zu fixem Gehalt und Leistungs-Boni auch die Informationen zu Aktienoptionen und Pensionsaufwendungen mit ein. "Diese Komponenten werden zwar nicht direkt ausbezahlt, aber sie zählen natürlich zur Vergütung", so Müller. Auf dieser Analyse-Grundlage ist Harry Roels 2006 auf den Platz des Spitzenverdieners unter den Vorstandsvorsitzenden im DAX vorgerückt. Der Chef der RWE erhielt rund 16,6 Millionen Euro (2005: 11,8 Millionen). Die bisher führende Deutsche Bank liegt nun mit 13,2 Millionen Euro auf Platz zwei (2005: 11,9 Millionen).
Auch die meisten anderen DAX-Unternehmen wiesen 2006 höhere Aufwendungen für die Chef-Vergütungen aus. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass viele Firmen nun erstmals Angaben zu den Pensionslasten für ihre Spitzenmanager machen. Deshalb sind die Werte nur eingeschränkt mit denen aus 2005 vergleichbar, als für die Vorstandsvorsitzenden der DAX-30-Konzerne im Schnitt 3,9 Millionen Euro Vergütung ausgewiesen wurden.
Wie stark sich der erstmalige individualisierte Ausweis von Aufwendungen für Pensionszusagen an amtierende Vorstandsvorsitzende auswirkt, zeigt das Beispiel Lufthansa besonders deutlich: In der Tabellenangabe sind 2,7 Millionen Euro für erworbene Pensionsanwartschaften und die Umstellung der Versorgungszusage für den Vorstandsvorsitzenden enthalten. Daher ist die Fluglinie nunmehr im Mittelfeld der DAX-Unternehmen zu finden; im Vorjahr lag die Lufthansa noch am Ende der Tabelle. Henkel weist mit gut 3 Millionen Euro die höchsten Rückstellungen aus, allerdings ist darin ein Einmaleffekt aus einer Anpassung der Festvergütung enthalten.
Manche DAX-Konzerne interpretieren die in diesem Punkt weit gefassten Veröffentlichungs-Vorschriften so, dass sie die Pensionsrückstellungen in ihren Geschäftsberichten gar nicht individuell ausweisen. So nennen Siemens und Volkswagen nur die Rückstellungen für den gesamten Vorstand: 54,8 Millionen Euro beziehungsweise 21,9 Millionen. Dagegen nennen zehn der 30 DAX-Unternehmen auch die Pensionsansprüche, die ihre Vorstandsvorsitzenden aktuell erreicht haben: So würde Eon-Chef Wulf Bernotat aktuell 868.000 Euro im Jahr erhalten, gefolgt vom TUI-Vorsitzenden Michael Frenzel mit 720.000 Euro.
Ebenfalls unterschiedlich und teilweise wenig transparent sind die Informationen über Regelungen für den Fall, dass ein Vorstandsvorsitzender vor Erreichen der Altersgrenze ausscheidet. So wird nicht immer klar, ob bei Widerruf der Bestellung, über die selbstverständliche Auszahlung der vereinbarten Entgelte bis zum ursprünglichen Vertragsende hinaus, weitere Abfindungen gezahlt werden. Etwa ein Drittel der Firmen berichtet über darüber hinausgehende Regelungen für Übergangszahlungen bei Widerruf der Bestellung oder der Nichtverlängerung des Dienstvertrags ohne wichtigen Grund. Die Bezugsdauer reicht von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, beziehungsweise bis zum Erreichen des regulären Ruhestandsalters. Das liegt für DAX-Spitzenmanager meist bei 60 bis 62 Jahren, in Einzelfällen aber auch schon bei 55 Jahren.