Quelle: HBS
Böckler ImpulsMindestlohn: Höhere Löhne sind kein Problem
Laut einer Studie kostet der Mindestlohn unter dem Strich keine Arbeitsplätze. Minijobs verschwinden zugunsten regulärer Beschäftigungsverhältnisse.
Vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hatten konservative Volkswirte einen Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt prophezeit. Eine Studie des Ökonomen Alfred Garloff vom Bundeswirtschaftsministerium, der zuvor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung tätig war, zeigt nun: Die Unkenrufe haben sich nicht bewahrheitet – derzeit sind Auswirkungen auf die Gesamtbeschäftigung empirisch nicht nachweisbar.
Garloff hat die Beschäftigungs- und die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Bei seiner Analyse hat er sich den Umstand zunutze gemacht, dass die „Eingriffstiefe“ des Mindestlohns unter anderem mit der Region, dem Geschlecht und der Altersgruppe variiert. Beispielsweise haben Frauen mittleren Alters im Norden Mecklenburg-Vorpommerns zu einem großen Teil von der Lohnuntergrenze profitiert, gleichaltrige Männer in Frankfurt am Main kaum. Wenn man die Beschäftigungsentwicklung in den stark betroffenen Gruppen mit derjenigen in den weniger stark betroffenen Gruppen vergleicht, müssten etwaige Effekte sichtbar werden.
Garloffs Berechnungen zufolge, die sich auf Beschäftigte im Haupterwerbsalter beziehen, gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Eingriffstiefe des Mindestlohns und dem Wachstum der Gesamtbeschäftigung oder der Arbeitslosigkeit. Negative Auswirkungen sind lediglich bei den Minijobs messbar, positive Auswirkungen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Es gebe also keinerlei Hinweise auf schädliche Effekte der Lohnuntergrenze auf die Arbeitsmarktchancen der untersuchten Gruppen, so der Forscher. Dass geringfügige in reguläre Beschäftigung umgewandelt wird, sei vielmehr politisch wünschenswert.