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HBS Böckler Impuls

Rente: Gesamtwirtschaftlich lohnt sich riestern nicht

Ausgabe 16/2011

Das IMK hat in Modellrechnungen die makroökonomischen Wirkungen der Riester-Rente untersucht. Fazit der nach wie vor aktuellen Studie aus dem Jahr 2009*: Die kapitalgedeckte Zusatzvorsorge rentiert sich weder für die Beitragszahler noch für die Gesamtwirtschaft.

Für die Versicherten machen die Ökonomen folgende Rechnung auf: Zwar überschreitet der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung bis zum Jahr 2030 nicht die 22-Prozent-Marke. Doch weil die Arbeitgeber sich an den darüber hinaus anfallenden Kosten nicht beteiligen, müssen die Beschäftigten das fehlende Geld über eigene Ersparnisse ausgleichen. Einschließlich der Beiträge zur Riester-Rente sollen Arbeitnehmer bis zu 15 Prozent ihres Bruttoeinkommens für ihre Altersvorsorge aufwenden – 11 Prozent als hälftiger Beitrag zur gesetzlichen Rente sowie 4 Prozent für die private Vorsorge.

Ohne die Rentenreformen wäre die Belastung für die Beschäftigten geringer. Der Sachverständigenrat für die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geht davon aus, dass der Beitragssatz ohne Reformen bis zum Jahr 2030 auf knapp 25 Prozent steigen müsste. Der Anteil der Arbeitnehmer wäre dann also mit 12,5 Prozent deutlich geringer.

Auch die Annahme, die private Altersvorsorge erziele höhere Renditen, ist aus Sicht der IMK-Forscher problematisch. Denn die angenommene durchschnittliche Verzinsung von vier Prozent würde bedeuten, dass Kapitaleinkommen dauerhaft stärker wachsen als Löhne und Gehälter. Von einer solchen Umverteilung sei aber langfristig nicht auszugehen. Gerade die ungleiche Verteilung sei eine der Wurzeln der Finanz- und Weltwirtschaftskrise ab 2008 gewesen.

Zudem hemmt das Umschwenken von Umlagefinanzierung auf Kapitaldeckung das gesamtwirtschaftliche Wachstum, so das IMK. Die Forscher spielten die Entwicklung wirtschaftlicher Eckdaten mit und ohne Einführung der Riester-Rente anhand von Modellrechnungen durch. Die Ergebnisse: Im Zuge der Rentenreformen zwischen 2002 und 2007 stieg die Sparquote der privaten Haushalte um knapp einen Prozentpunkt, ihr Konsum schwächte sich um anderthalb Prozent ab. Das dämpfte die Wirtschaftsleistung innerhalb von sechs Jahren real um fast ein Prozent, das Beschäftigungsniveau um gut ein halbes Prozent.

Damit machte die vergleichsweise schlechte wirtschaftliche Entwicklung die „Einsparerfolge“ des Staates bei den Ausgaben der Rentenversicherung wieder zunichte, so die Ökonomen. Zudem sei das Kapitaldeckungsverfahren weitaus weniger krisenfest als umlagefinanzierte Systeme, wie die aktuelle Situation an den Finanzmärkten zeigt. Von einer Ausweitung der Kapitaldeckung, etwa auf die Pflegeversicherung, raten die Wissenschaftler deshalb dringend ab.

Camille Logeay, Volker Meinhardt, Katja Rietzler, Rudolf Zwiener: Gesamtwirtschaftliche Folgen des kapitalgedeckten Rentensystems (pdf). IMK Report Nr. 43, November 2009.

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