Quelle: HBS
Böckler ImpulsRente: Geringverdiener: Riesterrente schließt Versorgungslücke nicht
Die Riesterrente soll gerade Arbeitnehmer mit geringen Einkommen dazu bewegen, mehr zu sparen - damit sie im Alter trotz geringerer gesetzlicher Rente nicht deutlich schlechter dastehen als heutige Rentner. Eine empirische Studie deutet daraufhin, dass der Plan nicht aufgehen wird.
Von Januar 2002 bis März 2008 haben Arbeitnehmer rund elf Millionen Riesterverträge abgeschlossen - staatlich subventioniert mit erheblichen Steuermitteln. Die kapitalgedeckte Riesterrente soll einen Teil der Versorgungslücke schließen, vor der die heute Beschäftigten wegen der geringeren gesetzlichen Rente im Alter stehen werden. Deren Leistungsniveau wird zurückgehen, weil in Zukunft weniger Beschäftigte die Zahlungen an mehr Rentner finanzieren müssen, die Beitragssätze aber nur geringfügig erhöht werden sollen. Die Lücke durch Kapitalerträge zu schließen, könnte aber nur gelingen, wenn Arbeitnehmer deutlich mehr sparen, also zusätzliches Geld in die Riesterrente stecken.
Die Ökonomen Giacomo Corneo, Matthias Keese und Carsten Schröder haben untersucht, ob die Riester-Subventionen das Sparverhalten von Arbeitnehmern mit eher geringem Einkommen tatsächlich verändert haben. Anhand des Sozio-oekonomischen Panels haben die Wissenschaftler die Angaben von Haushalten mit Riestersparplänen und Jahresnettoeinkommen bis 25.000 Euro vor und nach der Riesterreform ausgewertet. Das ökonomische Kalkül der Reform würde sich dann als richtig erweisen, wenn sie nach der Reform höhere Beträge zurücklegen würden als vorher. Tatsächlich konnten die Forscher dies nicht bestätigen. Die Reform habe vermutlich weder einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass Geringverdiener-Haushalte überhaupt sparen, noch auf ihre Sparquote, schreiben Corneo und seine Koautoren. Möglicherweise habe die Riesterrente Arbeitnehmer im unteren Einkommensbereich lediglich dazu bewogen, ihre Ersparnisse umzuschichten: von nicht-subventionierten Anlageformen in subventionierte Riesterverträge.
Grundsätzlich ist fraglich, ob eine Erhöhung der Sparquote der privaten Haushalte den zukünftig zu verteilenden Wohlstand überhaupt anhebt. Untersuchungen des IMK legen den Schluss nahe, dass hohe Sparquoten das Wirtschaftswachstum eher bremsen als beflügeln. Der seit 2001 zu beobachtende Anstieg der Sparquote erklärt sich dem IMK zufolge zu einem großen Teil durch die Umverteilung zugunsten der Haushalte mit hohen Einkommen, die mehr sparen
Giacomo Corneo u.a: The Riester Scheme and Private Savings: An Empirical Analysis, in: Schmollers Jahrbuch 129 (2), 2009