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Inflation: Geringverdienende sind am stärksten betroffen

Ausgabe 16/2022

Die Preise für Energie und Nahrung explodieren. Das trifft besonders Menschen mit geringen Einkommen und Familien.

Im September 2022 hat die Inflationsrate mit 10 Prozent den höchsten Wert seit 1951 erreicht. Verantwortlich dafür sind dem aktuellen IMK-Inflationsmonitor zufolge Preissprünge bei Energie und Nahrungsmitteln: Energie ist gegenüber dem Vorjahr im Schnitt 43,9 Prozent teurer geworden, Wohnenergie sogar 51,8 Prozent. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher 18,7 Prozent mehr ausgeben. Besonders drastisch war der Preisanstieg unter anderem bei Sonnenblumenöl mit 80,7 Prozent und bei Weizenmehl mit 39,9 Prozent. Hier gehört die Ukraine zu den wichtigsten Lieferländern.

Wie in den Vormonaten seien die Preissteigerungen bei Energie und Nahrung für Haushalte mit geringeren Einkommen besonders belastend, erklären IMK-Direktor Sebastian Dullien und seine Kollegin Silke Tober. Aus ihren Berechnungen ergibt sich für Paare mit zwei Kindern und einem Nettoeinkommen zwischen 2000 und 2600 Euro mit 11,4 Prozent die höchste haushaltsspezifische Inflationsrate. Einpersonenhaushalte mit einem Nettoeinkommen von mehr als 5000 Euro kommen mit einer Teuerungsrate von 8 Prozent noch am besten weg. Während die Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie bei einkommensschwachen Alleinlebenden und Familien einen Inflationsbeitrag von 7,9 beziehungsweise 7,2 Prozentpunkten leisten, sind es bei den einkommensstarken Alleinlebenden nur 3,3 Prozentpunkte. Die Spanne zwischen der niedrigsten und der höchsten haushaltsspezifischen Inflationsrate erreicht mit 3,4 Prozentpunkten im September den bisher höchsten Wert.

In den kommenden Monaten erwartet das IMK weitere Energiepreissteigerungen. Mit der Verringerung der Mehrwertsteuer auf Erdgas ab Oktober 2022 und der geplanten Gaspreisbremse dürfte dieser Anstieg jedoch nicht so hoch ausfallen wie noch vor wenigen Wochen erwartet. Da Haushalte mit geringeren Einkommen durch den Preisanstieg bei Haushaltsenergie überproportional belastet sind und sich hier auch die Verteuerung der Nahrungsmittel stärker niederschlägt, wäre es nach Einschätzung von Dullien und Tober sinnvoll, gerade diese Haushaltsgruppen zeitnah und deutlich zu entlasten. Dies gelte umso mehr, da Haushalte mit geringen Einkommen kaum auf Erspartes zurückzugreifen können, um alltägliche Ausgaben zu decken.

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