Quelle: HBS
Böckler ImpulsLöhne: Froheres Fest dank Tarif
Bei 55 Prozent der Beschäftigten wird in diesen Wochen Weihnachtsgeld auf dem Konto eingehen. Tarifgebundene Betriebe zahlen besonders oft.
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten erhält zu Weihnachten eine Sonderzahlung. Das geht aus einer Auswertung des Internetportals Lohnspiegel.de hervor, das zum WSI-Tarifarchiv gehört. Mehr als 90 000 Beschäftigte hatten sich an einer Online-Befragung beteiligt.
Die Chancen auf Weihnachtsgeld sind der Analyse zufolge sehr ungleich verteilt. „Entscheidend ist vor allem die Frage, ob die Beschäftigten in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeiten oder nicht“, so Thorsten Schulten, der Leiter des Tarifarchivs. Von den Beschäftigten mit Tarifvertrag erhalten 77 Prozent ein Extra zum Jahresende, ohne Tarifvertrag sind es lediglich 42 Prozent. Hinzu kommt laut Schulten, dass die Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben in der Regel einen rechtlichen Anspruch auf Weihnachtsgeld haben. In nicht-tarifgebundenen Betrieben stelle es hingegen oft eine freiwillige Zahlung dar, die das Unternehmen unter bestimmten Bedingungen wieder einstellen kann. Der WSI-Forscher beobachtet deshalb den Rückgang der Tarifbindung mit Sorge: „Viele Arbeitgeber ohne Tarifbindung erklären zwar in Umfragen, sich am Tarifvertrag zu orientieren. Aber beim Weihnachtsgeld tun das offensichtlich nicht viele.“
Neben der Tarifbindung spielt die Region eine Rolle. In den alten Bundesländern bekommen 56 Prozent, in den neuen Bundesländern nur 42 Prozent der Beschäftigten Weihnachtsgeld. Ein Grund: Die Tarifbindung ist in Ostdeutschland deutlich niedriger als im Westen. Frauen profitieren zu 49 Prozent, Männer zu 57 Prozent. Auch hier spielt die Tarifbindung eine wichtige Rolle, die in Branchen wie dem Einzelhandel besonders stark zurückgegangen ist. Vollzeitbeschäftigte dürfen sich zu 56 Prozent über einen vorweihnachtlichen Zuschlag freuen, Teilzeitbeschäftigte zu 45 Prozent.
Insgesamt sehen die geltenden Tarifverträge in den meisten Wirtschaftszweigen ein Weihnachtsgeld vor. Die Höhe hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert. Vergleichsweise viel erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der Chemieindustrie, in der Druckindustrie, in der Papierindustrie und in der westfälischen Textilindustrie. Dort entspricht die Jahressonderzahlung 95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens. Zu den wenigen Branchen ohne Weihnachtsgeld gehört aktuell das Gebäudereinigerhandwerk. In der laufenden Tarifrunde will die Gewerkschaft IG BAU das ändern.