Quelle: HBS
Böckler ImpulsLöhne: Frauen oft in schlechter bezahlten Jobs
Bei der Bezahlung liegen Frauen nach wie vor weit hinter den Männern zurück. In Süddeutschland ist die Kluft besonders ausgeprägt.
Bei der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern gibt es in Deutschland starke regionale Unterschiede. Am größten ist die Diskrepanz in Süddeutschland, während sie im Osten geringer ausfällt. So verdienen Frauen in Baden-Württemberg durchschnittlich 22,7 Prozent weniger als Männer, in Brandenburg „nur“ 14,9 Prozent. Für Gesamtdeutschland beträgt der Wert unverändert 21 Prozent. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des Online-Portals Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung. In die Analyse sind Angaben von über 300 000 Beschäftigten eingeflossen.
Für den Gender Pay Gap sind laut Yvonne Lott und Malte Lübker vom WSI zum Teil Gehaltsabstände zwischen den Berufen verantwortlich. Frauen arbeiten überdurchschnittlich häufig in vergleichsweise schlecht bezahlten Jobs: Verkäuferinnen im Einzelhandel, wo der Frauenanteil bei 66 Prozent liegt, kommen bei 38 Wochenstunden im Schnitt auf ein Monatsgehalt von 1991 Euro. Erzieherinnen verdienen bei einem Frauenanteil von 75 Prozent 2701 Euro. Mehr wird unter anderem in den technischen Berufen bezahlt, wo der Männeranteil in der Regel über 90 Prozent liegt.
Das erkläre auch, warum wirtschaftlich starke Länder wie Baden-Württemberg oder Bayern so große Lohnlücken zwischen den Geschlechtern aufweisen, so Lübker. Das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Automobilindustrie, sei in beiden Ländern stark verankert und biete gut bezahlte Jobs – in denen ganz überwiegend Männer arbeiten. Im Osten seien dagegen viele Industriearbeitsplätze – und damit auch die traditionellen Berufsperspektiven für Männer – nach der Wende weggebrochen.
Auch wenn Frauen und Männer im gleichen Beruf arbeiten, haben Frauen oft das Nachsehen. Unter Versicherungskaufleuten verdienen sie laut den Zahlen des Lohnspiegels bei 38 Wochenstunden 21 Prozent weniger, bei Bauingenieurinnen beträgt der Rückstand zu männlichen Kollegen 16 Prozent, bei Informatikerinnen 7 Prozent. Ein Grund hierfür seien die geringeren Stundenlöhne für Teilzeitkräfte und die Erwerbsunterbrechungen von Frauen, erklärt Lott. In den neuen Bundesländern hätten mehr Mütter Vollzeitjobs, was auch am besseren Kinderbetreuungsangebot liegt. Auch das trage dazu bei, dass der Gender Pay Gap in den ostdeutschen Bundesländern kleiner ist als im Westen.
Der Politik empfehlen Lott und Lübker, den Ausbau einer verlässlichen Kinderbetreuung voranzubringen. Zudem gelte es, die partnerschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern weiter zu fördern, etwa durch eine Verlängerung der Partnermonate bei der Elternzeit. Auch das Ehegattensplitting, das für verheiratete Frauen den Fehlanreiz schaffe, auf eine Vollzeitstelle zu verzichten, sollte überdacht werden.