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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Frankreich: Mehr Jobs geschaffen

Ausgabe 13/2008

Seit Beginn der Währungsunion ist Frankreichs Wirtschaft stärker gewachsen als die deutsche. Auch haben mehr Menschen einen Arbeitsplatz gefunden - und das bei einer stabilen Lohnentwicklung und ohne drastische Einschnitte in die sozialen Sicherungssysteme.

Mehr Wachstum, mehr Beschäftigung, weniger Arbeitslosigkeit: Die französische Bilanz kann sich sehen lassen. Forscher des IMK haben die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und Frankreichs analysiert. Ihr Ergebnis: Die Wirtschaftspolitik ist der entscheidende Vorteil der Franzosen. Ein gesetzlicher Mindestlohn und eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit, flankiert durch Kombilöhne, sorgten für eine kräftigere Binnennachfrage und eine gleichmäßigere Verteilung der Einkommen.

Seit Beginn der Währungsunion haben die beiden Nachbarländer völlig unterschiedliche Wege beschritten, zeigt die Untersuchung. Frankreich legte großen Wert auf den Erhalt der binnenwirtschaftlichen Dynamik. Für die deutsche Wirtschaftspolitik war die internationale Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger. Der Preis: niedrigere Lohnzuwächse und eine erheblich schwächere Binnennachfrage. Seit Jahren bleiben die von vielen Wissenschaftlern erhofften Wachstumsimpulse des privaten Konsums aus.

Der Blick in die Zukunft stimme allerdings für beide Länder skeptisch, warnen die Ökonomen. Denn in Frankreich sind die positiven Effekte der Arbeitszeitverkürzung ausgelaufen. Auch haben die flankierenden Kombilöhne das Budget sehr belastet. Außenwirtschaftlich leide Frankreich immer mehr unter der sich immer noch ständig verbessernden Wettbewerbsfähigkeit des östlichen Nachbarn.

In Deutschland sei die sehr gute Exportkonjunktur nur wegen des fortgesetzten Lohndrucks nach unten möglich. Dies habe aber politische und gesellschaftliche Probleme mit sich gebracht, die auf Dauer eine Kursänderung erzwingen würden, so das IMK. Auch geraten die Außenhandelsbilanzen der übrigen Euroländer zunehmend unter Druck.
Angesichts der sich abzeichnenden Abschwächung der Weltwirtschaft könnte Deutschland seinen einzigen Wachstumsmotor verlieren. Eine stärkere Förderung der Binnenwirtschaft erscheine daher umso dringender - und Frankreichs Wirtschaftspolitik als mögliches Vorbild umso attraktiver.

  • Mehr Wachstum und Beschäftigung, gepaart mit einer stabilen Lohnentwicklung: Seit Beginn der Währungsunion hat sich Frankreichs Wirtschaft besser entwickelt als die deutsche. Zur Grafik

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