Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeit ohne Grenzen: Flexibel heißt oft lang
In vielen Berufen ist die Arbeit heute nicht mehr an feste Uhrzeiten gebunden. Flexibilität ist allerdings ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits kann sich dahinter ein Arrangement verbergen, das es Beschäftigten erleichtert, Job und Privates unter einen Hut zu bringen. Andererseits kann es auch bedeuten, dass sie parat zu stehen haben, wann immer der Arbeitgeber will. In der Praxis ist es oft eine Mischung aus beidem. Bettina Stadler von der Universität Graz hat untersucht, welchen Einfluss arbeitgebergetriebene Flexibilisierung sowie Entgrenzung von Arbeit und Freizeit auf die Länge der Arbeitszeit haben: Haben Beschäftigte, die regelmäßig länger im Büro bleiben müssen, weil der Chef es will, oder die in der Freizeit Anrufe aus der Firma bekommen, längere Wochenarbeitszeiten?
Die Forscherin verwendet Daten des österreichischen Labour Force Survey von 2019, einer groß angelegten, repräsentativen Befragung. Stadler hat Angaben von über 10 000 Vollzeitbeschäftigten ausgewertet. Ausschlaggebend für die Einstufung als von arbeitgeberseitiger Flexibilisierung oder Entgrenzung Betroffene waren Antworten auf die Fragen, wie häufig es vorkommt, dass Beschäftigte auf Wunsch von Vorgesetzten länger bei der Arbeit bleiben, früher anfangen oder außerhalb der Arbeitszeit kontaktiert werden.
Ergebnis: Die Arbeitszeiten von Personen mit hoher arbeitgeberseitiger Flexibilität und vielen Arbeitgeberkontakten in der Freizeit sind deutlich länger. Sie arbeiten pro Woche 2,85 Stunden mehr als andere Beschäftigte. Im Vergleich zu Menschen, deren Arbeitszeiten fix sind, arbeiten aber auch Personen mit vollständig selbstbestimmter Arbeitszeit länger: Männer 1,1 Stunden und Frauen 0,2 Stunden in der Woche.
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Bettina Stadler: Je weniger Grenzen, umso länger? Die Wirkung von arbeitgeber:innenseitig flexiblen und entgrenzten Arbeitszeiten auf die wöchentliche Arbeitszeit, Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 1/2024, März 2024