Quelle: HBS
Böckler ImpulsPrivate Equity: Finanzinvestoren kaufen mehr als 200 Firmen
Unternehmen möglichst günstig kaufen und möglichst teuer weiterverkaufen – so sieht das Geschäftsmodell von Private-Equity-Investoren aus. Wie verbreitet es hierzulande ist, zeigt eine aktuelle Analyse.
Finanzinvestoren sind in Deutschland weiterhin sehr aktiv: 2016 haben Private-Equity-Gesellschaften 212 und damit drei Prozent mehr Unternehmen übernommen als im Vorjahr, die Zahl der betroffenen Beschäftigten war mit 106 000 genauso hoch. Das zeigt ein Bericht von Christoph Scheuplein vom Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen für die Hans-Böckler-Stiftung.
Zwei Fünftel der Übernahmen fanden im „industriellen Kernsektor“ statt, zu dem Chemie, Elektrotechnik, Fahrzeugbau und Maschinenbau gehören. Der Einstieg eines Finanzinvestors stelle Belegschaft und Vertreter in Betriebs- und Aufsichtsräten zum Teil vor enorme Herausforderungen, schreibt Scheuplein. Die Beteiligungsgesellschaften strebten oft in kurzer Frist hohe Renditen an. Das laufe nicht selten auf einschneidende Strategiewechsel und Restrukturierungen hinaus. Wenn die neuen Eigentümer sich ins operative Geschäft einmischen, büßten die Geschäftsführungen an Entscheidungskompetenz ein. Den Betriebsräten gehe damit ihr Ansprechpartner verloren, die Mitbestimmung werde ausgehöhlt.
Viele Finanzinvestoren hätten keine spezifischen Branchenkenntnisse und setzten auf standardisierte Strategien wie den Verkauf von Vermögenswerten oder Geschäftsbereichen, Outsourcing, Arbeitsplatzabbau, Kostensenkung und Verlagerung ins Ausland. Das könne dazu führen, dass die Schwelle für paritätische Mitbestimmung unterschritten wird. Im ersten Quartal 2017 hatten laut Scheuplein 48 Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten eine Private-Equity-Gesellschaft als bestimmenden Eigentümer, davon waren 28 paritätisch mitbestimmt.
Christoph Scheuplein: Private Equity Monitor 2017 (pdf), Mitbestimmungsreport Nr. 40, März 2018