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HBS Böckler Impuls

Nachgefragt: Faire Bezahlung von Arbeitnehmerinnen

Ausgabe 18/2007

Damit Arbeitnehmerinnen fair bezahlt werden, braucht jedes Unternehmen einen Aktionsplan, sagt Heide Pfarr

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Warum verdienen Frauen dennoch bei gleicher Position und Qualifikation immer noch weniger als Männer?

Pfarr: Die politische Antwort: Arbeitgeber bezahlen Männer und Frauen unterschiedlich, einfach weil sie es durchsetzen können. Die juristische: Die Bundesrepublik hat immer nur den formalen Grundsatz hochgehalten, sich aber nie um seine praktische Umsetzung gekümmert. Das europäische Recht verlangt jedoch mehr.

In Deutschland ist der Abstand zwischen der Bezahlung von Frauen- und Männerarbeit besonders groß. Was läuft bei unseren europäischen Nachbarn besser?

Pfarr: Dort ist Frauenerwerbstätigkeit viel normaler, besonders in Frankreich und Skandinavien. Frauen haben kein schlechtes Gewissen, wenn sie trotz kleiner Kinder arbeiten. Sie werden auch nicht als Hinzuverdienerinnen gesehen. In Deutschland ist für Frauen Erwerbsarbeit nicht so selbstverständlich.

Was wäre der wichtigste Schritt, um Entgeltgleichheit zu erreichen?

Pfarr: Noch eine der beliebten Selbstverpflichtungen können wir schlicht vergessen - es muss Druck da sein. Alle Unternehmen müssten verpflichtet werden, schrittweise etwas zu tun. Eine Diskriminierung lässt sich nur nach und nach abbauen, sonst werden die Unternehmen gelähmt. Also: Aktionsplan machen und rangehen.

Kann das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz dabei helfen?

Pfarr: Das kommt darauf an. Nach dem AGG kann jetzt auch der Betriebsrat gegen Diskriminierung vor Gericht ziehen. Das Thema Entgeltgleichheit  hat aber für Betriebsräte allzu häufig keine Priorität. Sie fühlen sich mit anderen Problemen mehr als ausgelastet.

Die Arbeitsrechtlerin Prof. Dr. Heide Pfarr ist Wissenschaftliche Direktorin des WSI.

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