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Erstmals wieder kräftiges Reallohnplus Böckler Impuls

Tarifbilanz 2024: Erstmals wieder kräftiges Reallohnplus

Ausgabe 20/2024

Die Tariflöhne steigen in diesem Jahr deutlich. Das gibt auch der Kaufkraft einen Schub. Die Verluste der letzten Jahre sind aber noch nicht ausgeglichen.

Die Tariflöhne in Deutschland steigen im Jahr 2024 nominal um durchschnittlich 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da die Inflation in diesem Jahr deutlich zurückgegangen ist, ergibt sich mit durchschnittlich 3,2 Prozent erstmals seit Jahren wieder ein kräftiger Reallohnzuwachs, wie die aktuelle WSI-Tarifbilanz zeigt.

Nominal entspricht der Anstieg der Tariflöhne im Jahr 2024 exakt dem des Vorjahres. Im längerfristigen Vergleich ist er jedoch hoch. „Die Tariflohnentwicklung des Jahres 2024 ist nach wie vor eine Reaktion auf die außergewöhnlich hohen Inflationsraten der Vorjahre, in denen die Beschäftigten einen erheblichen Rückgang der Reallöhne hinnehmen mussten“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. „Durch die kräftigen Reallohnzuwächse in diesem Jahr konnten die Kaufkraftverluste der drei Vorjahre etwa zur Hälfte kompensiert werden. Es besteht weiterhin Nachholbedarf.“

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In diesem Jahr wurden für rund 12,6 Millionen Beschäftigte neue Tarifverträge abgeschlossen. Hinzu kommen Tariferhöhungen für weitere 7,9 Millionen Beschäftigte, die bereits 2023 oder früher vereinbart wurden. Insgesamt profitieren 2024 also gut 20 Millionen Beschäftigte von tariflichen Lohnsteigerungen. „Solche Zahlen machen deutlich, dass das Tarifsystem ein wichtiges Instrument ist, um materielle Teilhabe zu gewährleisten. In einer Zeit, in der sich viele Menschen Sorgen machen, ob sie künftig ihren Lebensstandard halten können, ist es ein besonders wichtiger Faktor gesellschaftlicher Stabilisierung“, sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI.

Einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Tariflöhne leisten im Jahr 2024 erneut die sogenannten Inflationsausgleichsprämien, die in nahezu allen großen Tarifbranchen und vielen kleinen Tarifbereichen vereinbart wurden. Dabei handelt es sich um steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen, die den Beschäftigten im Vergleich zu einer regulären Tariferhöhung einen höheren Nettolohn und den Arbeitgebern niedrigere Arbeitskosten bescheren. „Allerdings sind die Inflationsausgleichsprämien als Einmalzahlungen durchaus ein zweischneidiges Schwert“, so Tarifexperte Schulten. „Auf der einen Seite haben sie kurzfristig geholfen, Kaufkraftverluste zu begrenzen, und sorgen in diesem Jahr für besonders hohe Reallohnzuwächse. Schon jetzt ist allerdings auch absehbar, dass sich der Wegfall der Inflationsausgleichsprämien im Jahr 2025 stark dämpfend auf die Tariflohnentwicklung auswirken wird.“

Mehr Informationen im WSI-Tarifarchiv 

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