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HBS Böckler Impuls

Arbeitszufriedenheit: Ein sicherer Job ist entscheidend

Ausgabe 16/2012

Unsicherheit macht unglücklich: Nichts senkt die Arbeitszufriedenheit derart stark wie die Angst, den Job zu verlieren.

Ob Deutsche mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, hängt stark davon ab, ob ihre Beschäftigung sicher ist. Dieser Effekt ist deutlich stärker als in allen anderen europäischen Ländern, wie eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften (Gesis) zeigt. Die Sozialwissenschaftlerinnen Anne Balz und Kristina Krell haben dafür Daten des jüngsten European Working Conditions Survey ausgewertet, der von der EU-Stiftung Eurofound alle fünf Jahre erstellt wird.

In den Ergebnissen äußere sich offenbar ein besonderes Sicherheitsbedürfnis der Deutschen, schreiben die Forscherinnen. In den nordeuropäischen Ländern ist der Zusammenhang zwischen Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitszufriedenheit am geringsten ausgeprägt. Balz und Krell vermuten die Ursache dafür in den guten Bedingungen am Arbeitsmarkt und den ausgeprägten sozialen Sicherungssystemen in den nordischen Staaten.

In Deutschland sind nach der Gesis-Auswertung knapp neun von zehn Beschäftigten mit ihrer Arbeit zufrieden. Von den Unzufriedenen gehört ein großer Teil zur Gruppe der Beschäftigten, die schätzen, dass sie in den kommenden sechs Monaten ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Das fürchten 11 Prozent der Befragten in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind, ist 80 Prozent niedriger als bei Befragten mit einem sicheren Job. Wer unzufrieden mit seinem Arbeitsplatz ist, klagt häufig auch über fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte und gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz. EU-weit beeinträchtigten diese beiden Faktoren am stärksten die Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz. Der Anteil der Zufriedenen schwankt zwischen 63 Prozent in Griechenland und 95 Prozent in Dänemark.

Auch diejenigen, die insgesamt mit ihrer Arbeit zufrieden sind, sehen Probleme: So berichtet jeder dritte Deutsche, dass er von seinem direkten Vorgesetzten selten oder nie unterstützt wird. In keinem anderen europäischen Land fühlen sich die Beschäftigten derart vernachlässigt. Der EU-Schnitt liegt bei 19 Prozent. Überdurchschnittlich hoch ist auch der empfundene Stress. EU-weit geben 26 Prozent an, „Stress bei der Arbeit“ zu erleben. In Deutschland sind es 31 Prozent. 18 Prozent der deutschen Beschäftigten schätzen, dass sie ihre Arbeit im Alter von 60 Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausführen können. In der gesamten EU gehen davon 25 Prozent aus. 

  • Beschäftigte klagen häufig über Stress am Arbeitsplatz und mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte. Insgesamt sind dennoch neun von zehn Deutschen mit ihrem Job zufrieden. Zur Grafik

Anne Balz, Kristina Krell: Unsicherheit des Arbeitsplatzes mindert Arbeitszufriedenheit besonders in Deutschland (pdf). In: Informationsdienst Soziale Indikatoren (ISI) 48, Juli 2012.

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