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Deutschland in der Flaute Böckler Impuls

Konjunktur: Deutschland in der Flaute

Ausgabe 15/2023

Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr schrumpfen und sich auch 2024 kaum erholen. Weitere Zinserhöhungen wären jetzt Gift.

Die durch Energiepreisschocks geschwächte deutsche Wirtschaft wird auch in den kommenden Monaten nicht richtig in Schwung kommen. Sie wird durch die hohen Zinsen und die verhaltene Weltkonjunktur gebremst. Zwar belebt sich der private Konsum ab dem dritten Quartal 2023 aufgrund sinkender Inflation und stärkerer Lohnsteigerungen. Doch diese positive Entwicklung kommt so spät, dass sie die Rezession nur leicht abmildern, aber nicht verhindern kann. Im Jahresdurchschnitt 2023 sinkt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent. Im kommenden Jahr wächst die Wirtschaft wieder, aber nur verhalten: 2024 dürfte das BIP um 0,7 Prozent zulegen. Das geht aus der neuen Konjunkturprognose des IMK hervor.

Die Arbeitslosenquote steigt im Jahresdurchschnitt 2023 auf 5,7 Prozent. Das entspricht rund 2,6 Millionen Menschen ohne Arbeit, rund 190 000 mehr als 2022. Im kommenden Jahr wird die Arbeitslosenquote nochmals leicht auf 5,9 Prozent ansteigen. Die Inflationsrate bleibt im Jahresdurchschnitt 2023 mit 6,0 Prozent hoch, der Preisauftrieb wird sich aber im Jahresverlauf abschwächen. Im Jahr 2024 dürfte die Teuerung mit durchschnittlich 2,4 Prozent wieder relativ nahe am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegen.

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Die Prognose basiert auf der Annahme, dass es zu keinen weiteren Energiepreisschüben kommt und der derzeit hohe Rohölpreis etwas zurückgeht. Ein wesentliches Risiko besteht aus Sicht der Forscherinnen und Forscher darin, dass die geldpolitische Straffung stärker ausfällt als bisher erwartet. Auch eine Finanzkrise bleibt ein relevantes Risiko. Die kräftigen Zinserhöhungen der großen Notenbanken zur Inflationsbekämpfung verschärfen nach Analyse des IMK bereits jetzt die konjunkturelle Flaute und tragen wesentlich dazu bei, dass die wirtschaftliche Erholung nur schleppend vorankommen wird. Denn sie wirken sich in mehrfacher Hinsicht negativ auf die deutsche Konjunktur aus: Zum einen dämpfen sie das Wachstum der Weltwirtschaft, was die deutsche Exportwirtschaft spürbar beeinträchtigt. Zum anderen gehen im Inland die Bauinvestitionen drastisch zurück, auch weil sich Kredite stark verteuert haben. Gleichzeitig wird insbesondere die energieintensive Industrie weiterhin durch die hohen Energiepreise belastet. 

Angesichts dieser Aussichten empfiehlt das IMK, die Leitzinsen vorerst nicht weiter zu erhöhen. Notwendig sei auch eine stärkere staatliche Unterstützung des sozial-ökologischen Umbaus der Wirtschaft. Es brauche vor allem eine Absicherung gegen anhaltend hohe und stark schwankende Strompreise.

Sebastian Dullien u.a.: Stark restriktive Geldpolitik verschärft Wirtschaftsflaute, Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2023/2024, IMK Report Nr. 184, September 2023

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