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HBS Böckler Impuls

Makroökonomie: Dem Produktivitätsrätsel auf der Spur

Ausgabe 14/2019

Das gemessene Produktivitätswachstum geht zurück. Das liegt nicht an einer mangelhaften Erfassung des digitalen Fortschritts, zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Inwieweit diese Faktoren den Rückgang des gemessenen Produktivitätswachstums erklären können, hat Niebel Punkt für Punkt untersucht. Seiner Studie zufolge halten sich die Auswirkungen der Statistik-Probleme in Grenzen. So entfielen lediglich zehn Prozent der Konsumausgaben „auf stark von der Digitalisierung beeinflusste Produkte“. Daher seien die Folgen für die Berechnung der Verbraucherpreise überschaubar. Zudem feilten auch die Statistiker an neuen Erhebungsmethoden, um Online-Angebote besser einzubeziehen. Auch vermeintlich kostenlose Inhalte im Internet würden vom Statistischen Bundesamt zumindest in Form der damit generierten Werbeeinnahmen erfasst. Die Sharing Economy werfe zwar einige Fragen auf, im Grundsatz würden dort jedoch traditionelle Dienstleistungen – wie Übernachtungen – gehandelt, die wie bisher in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingehen.

Schwieriger einzuschätzen ist die Bedeutung der von Verbrauchern übernommenen Arbeitsleistungen – Online-Buchung statt Reisebüro oder das Verfassen von Wikipedia-Beiträgen. Wie viel unerfasste Wertschöpfung so entsteht, hat der Ökonom unter Rückgriff auf Befragungsergebnisse zur Zeit, die Menschen mit unterschiedlichen Tätigkeiten am Computer verbringen, sogenannte Zeitverwendungserhebungen, berechnet. Werden die ermittelten Stunden mit dem durchschnittlichen Stundenlohn multipliziert, ergibt sich zwar ein hoher zweistelliger Milliardenbetrag, doch selbst dieser ist „nicht im Ansatz groß genug“, um das verlangsamte Produktivitätswachstum zu erklären.

Lediglich ein Aspekt der Digitalisierung hat laut Niebel nennenswerte Auswirkung auf die Produktivität. Die Erträge aus Investitionen in Computertechnik sinken. So gehen zwei Drittel „der Verringerung des Produktivitätswachstums zwischen 2007 und 2016“ auf Branchen zurück, die Informations- und Kommunikationstechnologie intensiv einsetzen. Ähnliches sei in Großbritannien und USA zu beobachten.

Möglicherweise, vermutet Niebel, würden erst weitere Investitionen, Fortbildung der Beschäftigten oder der Sprung auf die nächste Technologiestufe – etwa künstliche Intelligenz – zu einem neuen Produktivitätsschub führen.

  • Die Arbeitsproduktivität steigt lange nicht mehr im Wirtschaftswundertempo. Zur Grafik

Thomas Niebel: Wachstumsperspektiven der digitalen Transformation (pdf), Working Paper der HBS-Forschungsförderung Nr. 142, Juni 2019

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