Quelle: HBS
Böckler ImpulsAusbildungsvergütung: Branche und Wohnort entscheidend
Wie Auszubildende bezahlt werden, hängt von der Branche und vom Ausbildungsjahr ab. In etlichen Lehrberufen variiert die tariflich geregelte Azubi-Vergütung aber auch regional - manchmal um mehrere hundert Euro im Monat.
332 Euro bekommt ein Auszubildender, der seine Lehre im privaten Verkehrsgewerbe in Thüringen beginnt. Wer als gewerblicher Auszubildender im westdeutschen Bauhauptgewerbe im letzten Ausbildungsjahr steht, erhält hingegen derzeit 1.260 Euro im Monat. Das zeigt die ständig aktualisierte Azubi-Datenbank des WSI-Tarifarchivs. Die tariflichen Ausbildungsvergütungen variieren deutlich - und sie entwickeln sich auch unterschiedlich: Im vergangenen Jahr stiegen sie überwiegend zwischen knapp zwei und vier Prozent. In einigen Tarifbereichen wurden keine Steigerungen vereinbart.
In manchen Branchen und bei Großunternehmen wie Post oder Telekom wird der Berufsnachwuchs bundesweit einheitlich bezahlt. In etlichen Berufszweigen geht das Salär aber regional deutlich auseinander. "Die Ausbildungsvergütungen zeigen ähnliche Differenzierungen wie die Tariflöhne und -gehälter", sagt WSI-Tarifexperte Reinhard Bispinck. "Neben bundeseinheitlichen Tarifverträgen gibt es solche mit starken regionalen Unterschieden, häufig verbunden mit einem West-Ost-, aber auch mit einem Süd-Nordgefälle." Das macht die WSI-Analyse am Beispiel des dritten Ausbildungsjahrs deutlich. Vergleichsweise klein fällt der Unterschied in der Metall- und Elektroindustrie aus: Um 54 Euro pro Monat ist ein Azubi in Baden-Württemberg seinem Kollegen in Nordrhein-Westfalen voraus. Dagegen bekommt ein kaufmännischer Azubi im privaten Transport- und Verkehrsgewerbe Hamburgs 455 Euro mehr als ein gewerblicher Auszubildender der gleichen Branche in Mecklenburg-Vorpommern. Mittelgroß fällt die Bandbreite beispielsweise in der Chemieindustrie, im Einzelhandel und in der Landwirtschaft aus.
Für die viele Betriebe rentiert es sich dabei durchaus auszubilden, so zwei neue Studien der Uni Bremen und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Das gilt nicht nur längerfristig, weil Betriebe hoffen, dass ihnen Fachkräfte, die sie ausgebildet haben, eher die Treue halten. Auch während der Lehrzeit können Azubis mehr einbringen als sie kosten. Die Bremer Forscher kalkulieren diesen Nettoertrag auf durchschnittlich 600 Euro im Jahr.
Lars Heinemann, Felix Rauner: Qualität und Rentabilität der beruflichen Bildung. Ergebnisse der QEK-Studie im Land Bremen
Jens Mohrenweiser, Thomas Zwick: Why Do Firms Train Apprentices? The Net Cost Puzzle Reconsidered, ZEW Discussion Paper 08019, 2008
Pressemitteilung vom 27.05.2008
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